Atmen Sie noch, oder niesen Sie schon? Die beinahe tropischen Temperaturen haben nicht nur sommerliche Gefühle im Gepäck: Auch Gräserpollen genießen den Sommer und schweben nun – zum Leid aller Allergiker – in großen Mengen durch die Lüfte. Und Allergien aller Art sind keine Seltenheit: „Rund 30 Prozent der Weltbevölkerung leidet an Allergien“, sagt HNO-Experte Peter Valentin Tomazic von der MedUni Graz.

Großer Leidensdruck

Auch wenn eine Gräserpollen- oder Hausstaubmilbenallergie für den Betroffenen per se nicht lebensbedrohlich ist, so bringen diese doch einen großen Leidensdruck mit sich. Behandelt werden kann in erster Linie symptomatisch: „Etwa Nasensprays, Augentropfen und Antihistaminika bringen zwar Linderung, aber eben nur solange diese angewendet werden“, so der Experte.


Um medikamentöse Hilfsmittel zielführend zuführen zu können und den Therapieerfolg zu messen, ist es wichtig, die eigene Allergie gut zu kennen – also zu wissen, welche Trigger es gibt und welche Strategien gut funktionieren. Eine App, die unter der Leitung des französischen Experten Jean Bousquet in internationaler Zusammenarbeit entstanden ist, soll nun Allergikern helfen, die eigenen Symptome gut zu beobachten.

Bessere Selbstkontrolle 

Spielerisch kann täglich am Smartphone unter anderem die Symptomausprägung eingetragen werden: „So erhält man einen guten Überblick über die eigene Symptomatik und die Wirksamkeit der eingenommenen Präparate“, sagt Tomazic. Zusätzlich könne man sich damit auch selbst kontrollieren – etwa dahingehend, ob man wohl auch nicht auf Medikamente vergessen hat.

Die App soll aber nicht nur dem persönlichen Tracking dienen, sondern auch dem behandelten Arzt ermöglichen, Analysen durchzuführen. Dazu kann der Betroffene dem Mediziner einen QR-Code freigeben. Über diesen gelangt der Arzt dann zu allen eingetragenen Werten seines Patienten. Die App korreliert außerdem mit dem Pollenkalender. So lässt sich abschätzen, welche Rolle die akute Belastung gespielt hat.

Antrieb für die Forschung 

Zusätzlich sollen die großen Datenmengen vieler Benutzer auch die internationale Forschung vorantreiben und somit Experten helfen, Allergien besser zu verstehen. Denn jeder Benutzer kann auf freiwilliger Basis seine Daten – natürlich anonymisiert – für Wissenschaftler zugängig machen: „Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten, denn so erlangen wir Daten von Tausenden Allergikern, während in Studien meist nur ein paar Hundert Menschen teilnehmen können“, so Tomazic.