Ganz zum Leid der Allergiker wird die Pollensaison immer länger – unter anderem aufgrund klimatischer Veränderungen. „Durch diese Veränderungen siedeln sich bei uns neue Pflanzen an. Dazu kommt, dass diese Pflanzen durch die Umweltverschmutzung gestresst werden und so mehr Allergene produzieren“, sagt Erika Jensen-Jarolim von der MedUni Wien. Die Intensität der Belastung dürfte heuer aber trotz allem gemächlich ausfallen: „Uns erwartet ein eher unterdurchschnittliches Pollenjahr“, sagt Uwe Berger, Leiter des Österreichischen  Pollenwarndienstes der MedUni Wien. Im Osten Österreichs wird die Belastung voraussichtlich ein wenig höher ausfallen als im Rest des Landes.

Frühblüher

Die Frühblüher Hasel und Erle haben dieses Jahr aufgrund des Wetters etwas später angefangen zu stäuben. Bei der Hasel kam es dann zu einem schnellen Höhepunkt, bei dem der Großteil des Pollen-Kontingentes schon verschossen wurde. Die Menge der Erlen-Pollen bleiben heuer unter dem Durchschnitt.

Esche und Birke

Die Esche entwickelt sich zu einem der dominantesten Allergene in Österreich. Da viele Eschen in Mitteleuropa an Pilzbefall leiden, stoßen diese mehr Allergene aus. Das Problem: Wie die Birke blüht die Esche ungefähr von Ende März bis Anfang Mai. Eschenpollenallergie ist hierzulande aber noch nicht allzu bekannt – daher wird oft fälschlicherweise eine Birkenpollenallergie diagnostiziert. Die Birke selbst dürfte dieses Jahr aller Voraussicht nach für eine eher durchschnittliche Belastung sorgen. Grund dafür ist die starke Saison im Vorjahr: „Diese Pflanze braucht dazwischen ein Jahr Regenerationszeit, um dann wieder stark stäuben zu können“, so Berger.

Gräser, Ragweed und Purpurerle

Der Start der Gräsersaison hängt stark von Temperaturen und dem Niederschlag im April ab. Je nach Wetter wird es hier für Allergiker ab der letzten Aprilwoche oder Anfang Mai ungemütlich. Auch der Beginn der Ragweedsaison wird von den Niederschlagsmengen der kommenden Wochen und Monate beeinflusst – ist aber ungefähr von Juli bis Anfang Oktober anzusiedeln. In diese Zeitspanne fällt auch der Beifuß. Die Purpurerle reizt Allergiker dann noch in den Dezember hinein.

Unabhängig von der Intensität der Saison raten Experten, Allergien nicht unbehandelt zu lassen: „Allergien werden mehr und sie werden unterschätzt. Eine Allergie macht wirklich krank und wird schlimmer, wenn sie nicht behandelt wird“, so Jensen-Jarolim. Vor Behandlungen schreckt zurzeit auch immer wieder eine bevorstehende Covid-Impfung ab. „Wir bekommen immer wieder die Frage, ob eine Impfung möglich ist, wenn man gerade eine Allergen-Immuntherapie macht. Impfung und Therapie stehen sich hierbei nicht im Weg. Man sollte nur rund zehn Tage Abstand dazwischen halten“, so die Expertin.

Impfung trotz Allergie

Die erfreulichen Nachrichten: Das Risiko bei einer Corona-Erkrankung ist für Pollen- oder Hausstauballergiker nicht höher als bei Patienten ohne diese Beschwerden. Hat man schon einmal allergisch auf eine andere Impfung reagiert, muss man mit dem Arzt abklären, ab man vorab Antihistaminika einnehmen soll. Außerdem sollte man nach der Impfung rund eine Dreiviertelstunde zur Beobachtung anwesend bleiben.

Doch auch andere Aspekte der Pandemie wirken sich auf Allergien aus: allen voran der Mund-Nasen-Schutz und die FFP2-Masken: In einer Untersuchung wurden Symptomdaten aus den Jahren 2017 bis 2019 mit jenen aus dem Pandemie-Jahr 2020 verglichen. Erste Analysen zeigten, dass trotz der intensiven Saison im letzten Jahr, weniger Symptome an der Nase registriert wurden. „Es ist davon auszugehen, dass dies auf die Masken zurückzuführen ist. Wir haben schon Jahre vor der Pandemie Allergikern zum Maskentragen während der Saison geraten“, so die Experten. Symptome an den Augen hingegen wurden vergangenes Jahr verstärkt verzeichnet.

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