Die Pollensaison ist zwar fast überstanden, die größte bevorstehende Bürde für Allergiker ist jetzt die bevorstehende Blüte des Ragweeds, die vor allem den Osten und Süden Österreichs betrifft. Für Betroffene einer Ragweedpollenallergie steht damit nochmals ein Aufflammen der allergischen Beschwerden in den nächsten Tagen bevor. Die Experten des österreichischen Pollenwarndiensts der MedUni Wien zeigen kurz vor der Ragweed-Blüte auf, wie man allergische Beschwerden senkt und warum der Mund-Nasen-Schutz ratsam ist.

Jeder kann betroffen sein

In Österreich gibt es etwa eine Million Pollenallergiker. Darunter nimmt die Häufigkeit der Ragweedpollenallergie rund 11 Prozent ein. Da die Verbreitung von Ragweed im Osten Österreichs am höchsten ist, muss man generell davon ausgehen, dass dort auch die Sensibilisierung am höchsten ist. Daher belaufen sich aktuelle Schätzungen des österreichischen Pollenwarndiensts der MedUni Wien auf rund 115.000 Ragweedpollen-Allergiker in Österreich (mit abnehmender Sensibilisierungsrate Richtung Westen Österreichs). Grundsätzlich kann jeder im Laufe des Lebens von einer Pollenallergie betroffen sein. In Bezug auf Ragweed sind außerdem jene (potenziell) betroffen, die auf Beifuß reagieren, da die Kreuzreaktivität zwischen Beifuß und Ragweed sehr hoch ist.

Hohe Kosten durch Allergien

„Ragweed ist ein maßgebliches Problem für den Gesundheitssektor. Geschätzte 275 Millionen Euro pro Jahr entstehen an direkten und indirekten Kosten. Das betrifft nicht nur die Kosten für Medikamente und medizinische Leistungen, sondern auch den Schaden durch Fehltage und geminderte Leistungsfähigkeit“, erklärt Uwe Berger von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien. Zudem verursache Ragweed auch im landwirtschaftlichen Bereich, insbesondere durch Ernteeinbußen, und bei Straßenmeistereien nicht zu unterschätzende Probleme sowie Kosten.

Was schützt vor Ragweed?

  1. Allergenvermeidung ist das Ziel jedes Pollenallergikers. Wer sein Allergen meidet, leidet weniger. Auch in Bezug auf Pollen lässt sich das Allergen durchaus meiden bzw. der Kontakt minimieren. „Ragweedpollenallergikern ist der Urlaub im Westen Österreichs sehr zu empfehlen, da dort kaum Belastungen durch Ragweed auftreten", erklärt Berger.

  2. Außerdem solle man auf ein sauberes Zuhause achten (Anm.: feucht wischen, Staub saugen mit HEPA Filter, keine Staubfänger, Luftreiniger).
  3. Den Alltag anpassen, zum Beispiel die Haare abends waschen, draußen getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer ablegen.

  4. Zudem sei allen Pollenallergikern der Mund-Nasen-Schutz ans Herz gelegt.

Warum ein Mund-Nasen-Schutz?

„Ein Mund-Nasen-Schutz hilft nicht nur COVID-19 Infektionen zu reduzieren, sondern auch den Kontakt mit Pollen zu minimieren“, betont der Leiter des Pollenwarndiensts der MedUni Wien. Neueste Forschungen an der Medizinischen Universität Wien weisen in diese Richtung. Erste Daten zeigen einen Rückgang der Nasensymptome, der Lungensymptome, ein allgemein besseres Befinden, aber intensivere Augensymptome. Zusätzlich weist eine Voranalyse auf geringere Verkaufszahlen von Medikation bei Allergien und Nasenbeschwerden begleitet von höheren Verkaufszahlen für Augenpräparate. „Eine wissenschaftliche Publikation des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien wird nach weiteren Analysen zu diesem Thema im Spätherbst folgen.“ Tipp des Experten: „Tragen Sie daher den MNS am besten mit Sonnenbrille, um Ragweedpollen möglichst effektiv abzuhalten.“

Ragweed-Fundorte melden und Orte meiden

Neben gezielter Allergenvermeidung ist ein proaktives Vorgehen bei Ragweed angesagt. Der Österreichische Pollenwarndienst der MedUni Wien hat zu diesem Zwecke den Ragweed Finder (www.ragweedfinder.at oder Ragweed Finder App) entwickelt, der über Ragweed aufklärt, hilft es zu erkennen und es ermöglicht Fundorte zu melden. Es wurden bereits fast 700 Fundmeldungen für 2020 getätigt (Stand 24. August 2020), wovon mehr als 600 verifiziert und damit als tatsächliche Ragweedfunde bestätigt worden sind. Je mehr Bürger sich beteiligen und je mehr Funde gemeldet werden, desto besser kennt man die Hot Spots und desto zielgerichteter können Gegenmaßnahmen von den kooperierenden Landesregierungen getroffen werden.