Nachhaltigkeit ist mittlerweile auch im Wohnbereich ein zentrales Thema. Bereits jeder Zweite fühlt sich in seiner Wohnqualität durch den Klimawandel beeinträchtigt - das sagt zumindest eine Umfrage im Auftrag von ImmobilienScout24 unter 500 Österreichern.

Zwei von drei Österreichern halten es für wichtig, für ein Drittel hat nachhaltiges Wohnen sogar oberste Priorität. Wer den Klimawandel am eigenen Leib - also im unmittelbaren Wohnumfeld - spürt, misst dem Thema noch größere Bedeutung zu. "Das Thema interessiert mich sehr", sagen 44 Prozent der Befragten. Tendenziell lässt sich festhalten: Das Interesse steigt mit dem Einkommen und der Bildung.

Ein soziales Problem

Für den Umweltmediziner Hans-Peter Hutter (Med Uni Wien) ist vor allem extreme Hitze ein großes Thema wenn es um Wohnen und den Klimawandel geht: Hitzeperioden (mindestens drei Tage in Folge mit mehr als 30 Grad) werden kontinuierlich zunehmen, auch mit Temperaturen, die bei uns bisher nicht vorkommen (mehr als 40 Grad), muss gerechnet werden. „Was heute außergewöhnliche Hitzeereignisse sind, wird im Jahr 2060 der Durchschnitt sein“, sagt Hutter. 

Hitzewellen sind vor allem ein Stadtproblem: In den „Betonwüsten“ sammelt sich die Hitze besonders - da auch die Häufigkeit sogenannter Tropennächte (mehr als 20 Grad) zunehmen werde, fehle dort die nächtliche Abkühlung. Die Hitze ist aber nicht nur ein urbanes Problem, sondern auch ein soziales: Hutter zeigt auf, dass die Hitze eine besonders große Gefahr für ältere, einsame und sozial isolierte Menschen darstellt, die auch noch in billigen, schlecht isolierten Wohnungen leben. Die Gefahr einer Austrocknung oder eines Hitzenotfalls sei hier besonders groß - doch diese Menschen zu finden und zu versorgen, sei ein „enormes Problem“.

Der richtige Schutz vor Hitze

Zentral ist aber auch der richtige Schutz im Wohnraum: „Außenjalousien vor den Fenstern und zusätzliche Begrünung schützen vor der Hitze“, sagt Hutter. Tagsüber gilt es, die Hitze draußen zu halten, lüften sollte man nur in den kühleren Abend- oder Morgenstunden. Klimaanlagen, wie sie in den letzten Jahren aus den Häuserfassaden wachsen, sind für Hutter aber keine sinnvolle Lösung, da sie selbst wieder Klimasünder sind und die Außenluft zusätzlich anheizen. „Kühlungen für den Wohnraum sollten erst das letzte Mittel der Wahl sein“, sagt Hutter.

Die Begrünung von Fassaden ist dabei ebenso ein Thema, wie der Biologe Clemens Arvay erklärt: Zukünftig müsse es ganz normal werden, so zu bauen, dass Gebäude begrünt sind. "Aber Dächer können auch im Nachhinein begrünt werden, Terrassen und Balkone sowieso und man kann auch vertikale Gärten anlegen." Die Fassade eines Hauses wird mit einem Gerüst ausgestattet. In dieses Gerüst kommt ein Nährboden, in dem Pflanzen wurzeln können. Arvay: "Ich habe außerdem die Vision, dass unsere Städte von einem grünen Netzwerk durchzogen werden sollen, die alle Stadtviertel miteinander verbinden. Dieses Netzwerk können wir mit städtischer Infrastruktur wie Fahrradwegen, Gehwegen und Straßenbahnen verbinden."

Einfluss auf Kaufentscheidung

Nachhaltigkeit hat auch einen starken Einfluss auf die Kaufentscheidung bei einer Immobilie. Für Österreicher, die in naher Zukunft eine Wohnung oder ein Haus kaufen möchte, ist es eines der Top-2 Kauf-Kriterien und liegt tendenziell vor den Aspekten Ausstattung und Infrastruktur. Auch für jeden Dritten, der eine neue Immobilie anmieten möchte, hat Nachhaltigkeit eine hohe Relevanz. Nach wie vor wichtigstes Entscheidungskriterium bleibt aber der Preis gefolgt von der Lage.

(Integral Markt- und Meinungsforschung hat im Jänner 2020 für ImmobilienScout24 online rund 500 Österreicher von 18 bis 69 Jahren befragt.)