Das Glück ist gar kein Vogerl, sondern ein Neurotransmitter. Ein Botenstoff, der Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleitet. Und das eben auch, wenn es wieder einmal Grund zur Freude gibt. Glück lässt sich deshalb auch nicht schwer fangen. Viel besser, es wird in Form von Serotonin oder Dopamin direkt im Körper gebildet. Erleben wir etwas Schönes, genießen wir unser Lieblingsgericht oder gewinnen wir beim Uno, kommt es zur Ausschüttung der Hormone – wir sind glücklich.

Serotonin und Dopamin als „Glückshormone“ zu bezeichnen, passt also gut. Auch wenn sie im Detail noch viele andere und vor allem ganz unterschiedliche Aufgaben übernehmen. „Beide regulieren verschiedene Aspekte der Stimmung und des Verhaltens“, sagt Andreas Baranyi von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Klinikum Graz. „Serotonin ist dabei besonders wichtig für die Stimmung, Dopamin für die Aufmerksamkeit, die Motivation und das Belohnungsempfinden.“ Arbeiten sie zusammen, kann man sich also ziemlich glücklich schätzen.

Serotonin ist ein launiges Hormon. Es steuert eine ganze Reihe von Prozessen. Serotonin trägt zur Blutgerinnung bei, beeinflusst die Magen-Darm-Tätigkeit, also auch den Appetit, und wirkt wachstumsfördernd. Aus Serotonin entsteht außerdem Melatonin, ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus regelt. „Essenziell ist Serotonin im Gehirn in die Steuerung von Schmerz und unserer Stimmung eingebunden“, sagt Harald Sitte, Psychopharmakologe an der Med Uni Wien.

So geht man davon aus, dass der Mangel an Serotonin eine Rolle bei der Entstehung von Depressionen spielt. Patienten fühlen sich plötzlich antriebslos, traurig, verspüren eine innere Unruhe, schlafen wenig oder schlecht. „Wir können leider nicht einfach ins Gehirn der Patienten schauen, die Serotoninmenge feststellen und so Depressionen vermessen“, erklärt Sitte. „Was aber auf alle Fälle für den Einfluss von Serotonin bei Depressionen spricht, ist die Wirkung von antidepressiv wirkenden Medikamenten.

Sie hemmen die Wiederaufnahme dieses Neurobotenstoffs und erhöhen so die Menge von Serotonin im synaptischen Spalt zwischen den Neuronen, also von freigesetztem Serotonin. Das wiederum hebt die Stimmung.“ Die bekanntesten Medikamente heißen daher auch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Sie werden stets in Kombination mit Gesprächstherapien verschrieben und über einen längeren Zeitraum eingenommen. Abhängig machen Antidepressiva deswegen aber nicht – im Gegenteil. Besonders SSRI gelten als gut verträglich.

Macht Schokolade glücklich?

Als bekömmlich würden viele wohl auch Schokolade bezeichnen – die soll ja angeblich auch glücklich machen. Stimmt nur leider nicht ganz. Ein Schokoriegel macht aus einem schlechten noch keinen guten Tag. Bei depressiven Stimmungen hilft er schon gar nicht.

Baranyi: „Schokolade enthält zwar Tryptophan, die Vorstufe von Serotonin. Allerdings ist die Dosis viel zu gering. Das Gleiche gilt für Bananen und Nüsse, die ebenfalls Tryptophan enthalten.“ Warum uns die schmelzende Schoki im Mund trotzdem glücklich macht: weil sie uns oft einfach an schöne Momente, zum Beispiel aus der Kindheit, erinnert. Und das wiederum verdanken wir Dopamin, das dazu beiträgt, Erinnerungen abzuspeichern.

Dopamin ist auch deshalb interessant, weil es in bestimmten Gehirnarealen positive Gefühle auslöst: der „Belohnungseffekt“. Haben wir ein Ziel erreicht – wir sind den Marathon zu Ende gelaufen, haben die Diplomarbeit fertiggestellt oder die Wohnung aufgeräumt –, schüttet unser Körper den Glücklichmacher Dopamin als Belohnung aus. „Das steigert unsere Motivation“, sagt Sitte. „Ich möchte das Gefühl, die Zufriedenheit wieder erleben. Ein banaler Kreislauf, der seit Zehntausenden Jahren funktioniert.“

Drogen verstärken Wirkung von Dopamin

Kriegt man irgendwann nicht mehr genug vom guten Gefühl, wird es allerdings problematisch. Weil dann, so glauben manche fälschlicherweise, nur mehr Drogen für den richtigen Kick sorgen können. Rauschmittel wie Amphetamine oder Kokain verstärken die Wirkung von Dopamin, immer und immer wieder, so entsteht Abhängigkeit. Das Glückshormon wird plötzlich der Stoff für ein Unglück.

Produziert der Körper von selbst zu viel Dopamin, etwa aufgrund einer Erkrankung, hat das ebenfalls negative Auswirkungen. Baranyi: „Ein Überschuss in bestimmten Hirnarealen könnte psychotische Symptome – zum Beispiel Halluzinationen und Wahnvorstellungen – bei Patienten mit schizophrenen Erkrankungen hervorrufen.“

Zu wenig Dopamin: genauso schlecht. Dazu Sitte: „Bei Dopamin spüren wir tatsächlich, wenn die Produktion abnimmt – im Falle der Parkinson’schen Erkrankung. Ein Mangel an Dopamin führt dabei zu merklichen Bewegungsstörungen.“ Zwar lassen sich die Symptome (Zittern) verbessern, indem man die Dopaminproduktion zum Beispiel anregt, heilen lässt sich die Erkrankung bisher allerdings nicht.

Auch wenn man sich grundsätzlich mehr Serotonin und Dopamin, also mehr freudige Momente im Leben, wünscht, geht es in Wirklichkeit um ein gesundes Gleichgewicht. Denn erst die Dosis macht das Glück.