In den 1970er-Jahren wurde erstmals eine lebensbedrohliche Krankheit bei Hauskatzen beschrieben, die als "Feline Meningoencephalomyelitis" bezeichnet wird. Ein Forscherteam unter Beteiligung der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) hat nun das Rustrela-Virus als Ursache identifiziert. Wie sie im Fachjournal "Nature Communications" berichten, zählt dieses zur Gattung der Rubiviren. Zu dieser gehört auch das Rubellavirus, das beim Menschen die Röteln verursacht.

Die auch "Staggering disease" ("Taumelkrankheit") bezeichnete Erkrankung betrifft vor allem Freigängerkatzen, bei denen sie Gehirn- und Rückenmarksentzündungen verursacht. Die betroffenen Tiere zeigen Verhaltensänderungen und Bewegungsstörungen bis zu Lähmungen.

Keine weiteren Fälle, Gründe unklar

Die Krankheit wurde erstmals in Schweden beschrieben, wo sie bis heute vorkommt. In Österreich trat sie ausschließlich im Marchfeld (NÖ) mit einer auffällig hohen Zahl an Neuerkrankungen in den 1990er-Jahren auf. Danach wurde sie immer seltener, und seit gut zehn Jahren wurden keine weiteren Fälle festgestellt. Die Gründe dafür sind unklar, heißt es in einer Aussendung der Vetmeduni.

Gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und Schweden konnten nun Forscher um Herbert Weissenböck vom Institut für Pathologie und Norbert Nowotny vom Institut für Virologie (beide Vetmeduni) das Rustrela-Virus als Erreger der Katzenkrankheit identifizieren. Dieses bis vor Kurzem völlig unbekannte Virus erwies sich schon zuvor als Verursacher von Enzephalitisfällen bei Zootieren in Norddeutschland.

Viren vermehrten sich in Nervenzellen

Die Forscher konnten virale Spuren in Gewebeproben von erkrankten Katzen finden und anschließend die viralen Genome vollständig entschlüsseln. "Außerdem konnten wir mit speziellen Nachweismethoden zeigen, dass sich die Viren in Nervenzellen der betroffenen Tiere vermehrten und dadurch die krankheitsursächliche Entzündungsreaktion auslösten", erklärte Weissenböck.

Beim Rustrela-Virus handelt es sich um einen von zwei erst kürzlich bei Tieren entdeckten Vertretern der Gattung der Rubiviren. Lange Zeit galt das beim Menschen die Röteln verursachende Rubellavirus als einziger Vertreter dieser Gattung. Das lasse vermuten, dass das Rubellavirus – so wie Sars-CoV-2 – als Zoonose seinen Weg zum Menschen fand. Rustrela-Viren dürften ihr natürliches Reservoir in Gelbhalsmäusen und Waldmäusen haben, wodurch sich Freigängerkatzen leicht infizieren können.