Eine Frage, die seit Beginn dieser Pandemie immer wieder gestellt wird, ist die folgende: Macht mich eine Covid-19-Erkrankung immun? Kann ich mich nach einer Erkrankung ein zweites Mal anstecken? Diese Frage hat sich auch Stefan Pilz, Leiter der Ambulanz für Endokrinologie an der Medizinischen Universität Graz gemeinsam mit Ali Chakeri von der AGES gestellt (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). In Kooperation mit der Stanford University wurde diese Frage erstmals im Rahmen einer Studie basierend auf nationalen Infektionsdaten untersucht. Die Ergebnisse wurden nun im European Journal of Clinical Investigation publiziert.

91 Prozent niedrigeres Risiko zu erkranken

Nach einem Abstand von ungefähr sieben Monaten zur Erstinfektion zeigte sich, dass Personen mit einer bereits durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion - verglichen mit einem Erstinfekt in der übrigen Allgemeinbevölkerung - ein um 91 Prozent niedrigeres Risiko für einen Re-Infekt aufwiesen.

Verglichen wurden im Rahmen der zweiten Infektionswelle (September bis November 2020) Personen, die sich im Rahmen der ersten Infektionswelle (Februar bis April 2020) mit SARS-CoV-2 infizierten hatten, mit der übrigen österreichischen Allgemeinbevölkerung. „Obwohl wir natürlich sehr vorsichtig mit Vergleichen zu Impfstoffstudien sein müssen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass man nach einer SARS-CoV-2 Infektion einen ähnlich starken Schutz vor einer neuerlichen Infektion hat wie nach einer Impfung“, schlussfolgert Stefan Pilz. 

In absoluten Zahlen zeigt sich: Von 14.840 Personen, die sich im Frühjahr 2020 infiziert hatten, erkrankten 40 auch im Zuge der zweiten Welle. "Diese Zahl haben wir in Relation zu österreichischen Gesamtbevölkerung gesetzt", sagt Pilz im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Wir wollten diese Daten unbedingt auswerten, denn dieses Wissen ist vor allem für das Planen und Umsetzen der Impfkampagne wichtig."

Wie lange hält der Schutz?

Wie lange der Schutz vor einer Re-Infektion anhält, kann aufgrund der aktuellen Daten nicht gesagt werden. "Aber wir haben zwischen September und November keine Tendenz des Abfalls gesehen", so Pilz. Weshalb er vorsichtig positiv gestimmt ist, dass der Infektionsschutz länger als diese sieben Monate anhält. 

Dennoch ist diese Publikation, laut den Studienautoren die weltweit erste dieser Art, von Bedeutung, da sie nicht nur auf Antikörperbestimmungen bei speziellen Studienpopulationen basiert, sondern erstmals das tatsächliche Re-Infektionsrisiko in der gesamten Bevölkerung eines Landes, inklusive aller Altersgruppen, darstellt. „Diese Daten zeigen eine sich aufbauende Immunität gegen SARS-CoV-2 in der österreichischen Bevölkerung, wobei wir aktuell noch nicht wissen, inwieweit diese Immunität auch auf diverse SARS-CoV-2 Virusmutationen umzulegen ist, bzw. wie lange und in welcher Stärke dieser Re-Infektionsschutz über größere Zeiträume anhält“, betont Franz Allerberger von der AGES.

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