In Actionfilmen wird er zuallererst von den Bösewichten geentert: der Tower. Beispiele wie diese kosten die 45-jährige Fluglotsin Judith Spörl nicht einmal einen Lacher. „Mir stehen die Haare zu Berge, wenn in Filmen ein Flugzeug über dem Atlantik in Not gerät und mit dem Tower in Paris funkt. Das funktioniert schon wegen der Reichweite nicht. Aber da geht es Ärzten mit Krankenhausserien wahrscheinlich ähnlich.“

Der Liebe wegen landete die Deutsche vor zehn Jahren in Salzburg. Zuvor war Judith Spörl – von ihren Kollegen gerne auch „Tante Ju“ genannt – im Tower Düsseldorf und in der Düsseldorfer Anflugkontrolle tätig. Später kontrollierte sie vom Area Control Center in Bremen aus die Anflugkontrolle in Hamburg.

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Österreich auf dem Radar. Judith Spörl: „Natürlich zoomt sich aber jeder Lotse seinen Bereich groß heran“
Österreich auf dem Radar. Judith Spörl: „Natürlich zoomt sich aber jeder Lotse seinen Bereich groß heran“ © Privat
Job mit Aussicht: Seit mittlerweile zehn Jahren ist der Tower Salzburg Judith Spörls Arbeitsplatz
Job mit Aussicht: Seit mittlerweile zehn Jahren ist der Tower Salzburg Judith Spörls Arbeitsplatz © Privat

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Deswegen ist der Platz auch immer mit zwei Fluglotsen besetzt. „Man sitzt entweder auf der Executive- oder auf der Coordinator-Position. Es wird immer durchgewechselt. Der eine macht den Funk mit dem Piloten und der andere übernimmt die Koordination mit den Nachbarsektoren. Er sitzt daneben, hat auch einen Radarschirm und erledigt die Arbeiten, die drumherum anfallen“, erklärt die Fluglotsin. „Ich sitze zwei oder drei Stunden auf der Position, dann werde ich abgelöst und kann eine Stunde Pause machen.“ Im Schnitt dauern die Dienste zwischen neun und zwölf Stunden, so Spörl, deren Vater Pilot bei der Lufthansa war und noch immer begeisterter Hobbysegelflieger ist. Dass es nicht so viele Fluglotsinnen gibt, erklärt sich Judith Spörl mit dem Unwissen rund um den Job allgemein, aber auch damit, dass Frauen gerne ein mangelndes räumliches Vorstellungsvermögen attestiert wird. „Das kann ich aber nicht unterschreiben. Außerdem sind wir Meister im Multitasking – also quasi prädestiniert für diese Arbeit.“ Bisher habe aber noch kein Mann an ihrem Können gezweifelt. Auch, wenn sie manchmal die Überbringerin schlechter Nachrichten ist. Zum Beispiel, wenn sie dem Piloten sagen muss, dass er in die Warteschleife muss. Früher hieß es da schon einmal nach einer Weile: „Schätzchen, hast du auf uns vergessen?“ „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“, lacht „Tante Ju“. „Gut, dass es immer mehr Pilotinnen gibt.“ Und, dass man den Herren kontern kann. „Sweetheart, I would never forget you.“