Oft sind die Antworten auf die einfachsten Fragen im Leben die schwierigsten. Zum Beispiel: Wo liegen meine Stärken? Genau diese Frage stellt sich gegen Ende der Pflichtschulzeit unweigerlich. Reinhild Wallner, psychologische Leiterin des Talentcenters der Grazer Wirtschaftskammer, hat für das Problem rasch ein Beispiel parat: „Ich kann nur sagen, dass ich Erdbeeren mag, wenn ich weiß, wie Erdbeeren schmecken.“

Deswegen setzt der Talentcheck, den die Wirtschaftskammer für Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren anbietet, auch auf zwei Ebenen an, um herauszufinden, wo die individuellen Stärken liegen. Einerseits werden die Schüler vorab online nach ihren Interessen befragt. „Das ist eine erste Selbsteinschätzung“, so Wallner. Danach kommen sie ins Talentcenter und machen an unterschiedlichsten Stationen Übungen. Mithilfe einer mit einem QR-Code versehenen Karte loggen sie sich bei den einzelnen Stationen ein. Hinter dem Code werden auch die Ergebnisse für die spätere Auswertung gespeichert. Die Stationen reichen von spielerisch bis futuristisch. Es gibt eine Art „heißen Draht“, wo man ein ruhiges Händchen beweisen muss. Nebenan gilt es, mit einem Roboterarm basketballmäßig einen Ball zu versenken. In den etwa dreistündigen Talentchecks werden Bereiche wie Motorik/Aufnahmefähigkeit, kognitive Fähigkeiten und berufsrelevante Kenntnisse getestet.

Auf wissenschaftlicher Basis

© Talentcenter

Danach werden die Ergebnisse mithilfe eines Algorithmus ausgewertet und jeder Teilnehmer bekommt einen „Talentreport“, den er online abrufen kann. „Den Jugendlichen werden auf wissenschaftlicher Basis Informationen über sich selbst zur Verfügung gestellt“, so Wallner. In dem Report sind zwei Mal 15 Berufe gelistet, für die der Schüler die Kompetenzen mitbringen würde. Einmal rein auf den Testergebnissen im Talentcenter basierend und einmal anhand der Testergebnisse mit Berücksichtigung seiner zuvor angegebenen Interessen. „Im Talentreport kann dann zum Beispiel Zahnärztin und Automechanikerin stehen. Das bedeutet aber nicht, dass man das werden muss. Es bedeutet, dass man die Fähigkeiten dazu hätte, weil man unter anderem eine gute Feinmotorik mitbringt“, erklärt die Expertin.

Wollen sich Kinder genauer informieren, können sie das auch online zu den vorgeschlagenen Berufen tun. Wo gibt es zum Beispiel geeignete Schulen oder Lehrstellen? Wie sehen Jobchancen aus?
Den besten Tipp gibt Wallner zum Schluss all jenen, die sich fürchten, auf ihrem Karriereweg falsch abzubiegen: „Grundsätzlich glaube ich als Psychologin, dass man gar nicht so viel falsch machen kann, wie wir alle uns fürchten. Wir brauchen die jungen Leute überall – genau mit dem individuellen bunten Mix ihrer Stärken.“