Der „petit chapeau“, der Zweispitz als sein Markenzeichen, sitzt fest auf dem Haupt des Kaisers der Franzosen, als er verblasst und immer noch stolz wie Oskar auf St. Helena am 05. Mail 1821 an den Folgen einer Magenkrebserkrankung im zweiten Exil stirbt.

Wenige Jahre zuvor kommandierte er die französischen Truppen durch die Welt und schrieb sich, auch, deshalb für immer in die Geschichtsbücher ein. Der für diese Zeit durchschnittlich große, gebürtige Korse wird in Ridley Scott‘s (Alien, Thelma & Louise) neuestem Film nicht übermäßig ernst dargestellt. Vielleicht kein Witzbold, doch aber ein Schelm. Bereits nach weniger als einer Stunde ist klar: Viele Szenen dieses Blockbusters werden wir auf den verschiedensten Meme-Seiten des Internets wieder finden.

Dass Napoleon kein einfacher Charakter war, wird in dem vollständig englischsprachigen Werk klar. Dennoch hätte man, gerade in zweieinhalb Stunden, etwas tiefer in die Motive für sein Handeln eintauchen können. Auf großer Leinwand kommen aber natürlich epische Bilder und fesselnde Szenen von Schlachtfeldern in Ägypten, Austerlitz und natürlich Waterloo besser an als tiefgründige Aufarbeitung eines Besessenen. Das macht der Film sehr gut. Wie durch Zufall entstehen bei Darstellungen der napoleonischen Kriege tatsächlich auch schöne Landschaftsbilder, die einen das Werk noch auf einer anderen Ebene genießen lassen. Dass drei Millionen Menschen unter seinem Kommando Ihr Leben ließen wird in einem Nebensatz am Ende, schriftlich vor den Credits erwähnt.

Historisch an manchen Ecken und Enden schlichtweg falsch, besticht „Napoleon“ von Ridley Scott vor allem dadurch, dass bei 2 Stunden 40 Minuten reiner Laufzeit zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Das haben andere Meister des Fachs in diesem Jahr nicht geschafft. Im Geschichtsunterricht hat der Film zwar nichts zu suchen, aber dafür ist er auch nicht gedacht.