Zur Österreich-Premiere auf der Diagonale kam der ORF-Landkrimi „Bis in die Seele ist mir kalt“ schon zweifach preisgekrönt. Beim Deutschen Fernsehkrimi-Festival in Wiesbaden erhielt der Film von Daniel Prochaska den Hauptpreis. Der Film erzähle „das Leben, wie es ist. Und das ist, was wir an diesem Film so schätzen: Dass er für uns Zuschauer auch über die Spannung eines guten Krimiabends hinaus ein Anstoß ist, einen sensibleren Blick auf das Ganze zu werfen und mehr Verständnis für die Zusammenhänge unseres Miteinanders einzunehmen“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Linde Prelog wurde zudem mit dem Sonderpreis als beste Darstellerin geehrt. Sie gebe, so die Jury, „dem Leben einer ländlichen Einfachheit die Größe eines Staatsumlaufs.“

Nach „Waidmannsdank“ ist „Bis in die Seele ist mir kalt“ der zweite Kärntner Landkrimi nach einem Drehbuch von Pia Hierzegger, die erneut als Oberinspektorin Acham mitwirkt – wie Jutta Fastian als Polizistin Martina Schober. Diesmal muss Acham aus Klagenfurt anrücken, weil sich rund um den ziemlich vernebelten Ossiacher See mysteriöse Mordfälle mehren. „Herzinfarkt, Schlagerl, Altersschwäche. So Sachen“, sagt der ordnungsliebende Polizist Christian Rauchenberger (Clemens Berndorff), als er der Ermittlerin aus der Stadt die Todesfälle aufzählt. Es sterben die Alten; darunter einige mit Häuschen und Seezugang. Daran hat auch der gerissene Immobilienmakler Leo Fuhrmann (Fritz Karl) prioritäres Interesse.

Analyse der Vereinsamung

Das Figuren-Kabinett ist in höchstem Maße interessant, goschert und vielschichtig: Nebst der Bioladen-Tante Ute Patterer (Alice von Ritterberg) lernt das Publikum auch die widerborstige Frau Gritznigg (Linde Prelog), den Arbeitslosen mit gezupftem Führerschein (Kevin Brand) sowie die Bootsverleiherin (Sophie Aujesky) kennen. Dazwischen wabert die aufregende Musik von Herwig Zamernik durch die einsamen und seelenlosen Landschaften. Und die Dialoge sitzen. „Kinder werden normal schnell als vermisst gemeldet“, heißt es einmal am Revier. Ein Nachsatz à la Oberinspektorin Acham: „Außer sie ertrinken im Mittelmeer!“

Fazit: Sagen Sie nicht Krimi dazu! Es ist ein Film, der sich in die Eingeweide schraubt. Und ziemlich viel Gegenwartsanalyse über Vereinsamung, Abdriften aus sozialen Nöten und Frauensolidarität anbietet.

Ungewöhnliches Ermittlerinnenduo: Fastian, Hierzegger
Ungewöhnliches Ermittlerinnenduo: Fastian, Hierzegger © ORF

Wie Pia Hierzegger in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ verriet, schreibt sie schon am dritten Teil rund um die Dorfpolizisten. Auch Eva Spreitzhofer, die den Kärntner Landkrimi „Immerstill“ inszenierte, schreibt an einem neuen Drehbuch für das südliche Bundesland. Ab Sommer starten – fast schon traditionell – die Dreharbeiten für zwei weitere Landkrimis in der Steiermark. Und welche werden heuer noch ausgestrahlt? Eben „Bis in die Seele ist mir kalt“, „Steirergift“ und „Steirermord“, „Zu neuen Ufern“ aus Oberösterreich, „Der Tote in der Schlucht“ aus Tirol sowie mit „Schnee von gestern“ der erste Landkrimi aus Osttirol. Frisch abgedreht und voraussichtlich 2025 im TV ist „Acht“.