Es brauchte erst antisemitische Äußerungen von Sucharit Bhakdi, um bei ServusTV einen Schlussstrich unter das Kapitel mit dem ehemaligen Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie zu ziehen. Gefährliche Manipulation ("Es gibt keine Epidemie"), bemerkenswerte Irrtümer (Es werde keine zweite Welle geben) und seine Immunität gegenüber aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen reichten nicht aus, um die Akte Bhakdi zu hinterfragen oder die Zweckgemeinschaft zu beenden. Und die Akte ist ist zu einem dicken Konvolut angewachsen: Bhakdi und der Salzburger Sender bildeten im vergangenen Coronajahr ein Tandem, das erfolgreich auf Provokation setzt - und die Provokation war gut für die Quote und den Buchverkauf.

Es soll damals der ausdrückliche Wunsch von Sender-Financier DidiMateschitz gewesen sein, Bhakdi nach Salzburg zu holen. Dort bekam er mit dem "Corona Quartett" ein auf sich zugeschnittenes Format, weitere wie "Geächtet und ausgegrenzt – die Corona-Kritiker!" folgten. Bhakdi war da längst ein Held in Szenen, in denen die Verschwörungstheorien blühen und denen ServusTV bereitwillig die Plattform zur Verfügung stellte. Eine inszenierte Gegenöffentlichkeit wurde zur Kernsäule, eifrig mitaufgebaut von Intendant FerdinandWegscheider, der in einer nach ihm benannten Sendung unter dem Deckmantel der Satire über das herzieht, was er abfällig als Mainstream bezeichnet. Wen interessieren schon vernünftige Corona-Maßnahmen, wenn man die Pandemie auch leugnen und als "Plandemie" bezeichnen kann, wie es Wegscheider regelmäßig vor der Kamera tut? Auf seinem Spielfeld der Polarisierung war Bhakdi bloß eine taugliche Figur.

"Es gibt keine neuen Auftritte mit Herrn Prof. Bhakdi", teilte ServusTV nun mit und auch der deutsch-österreichische Goldegg-Verlag zog sich ob der Aussagen des 74-Jährigen zurück: "Im Verlag sind wir tief betroffen und distanzieren uns vehement von derartigem Gedankengut." Man wolle keine weiteren Bücher von ihm drucken. Die Trittbrettfahrer der Pandemie, sie müssen sich eine neue Spielfigur suchen.