Allein wie Christian Thielemann die eröffnenden Orchesterschläge der „Frau ohne Schatten“ dynamisch differenziert, macht ohrenfällig, welche Richtung er dem Abend geben wird. Der Dirigent achtet penibel auf die Details, macht die Orchesterstimmen transparent und nimmt die Lautstärke regelmäßig zurück, wenn es darum geht, den Sängern eine Bühne zu geben. Nicht von ungefähr gilt Thielemann als der beste Strauss-Dirigent unserer Tage, und damit auch als Idealbesetzung für die Gala-Premiere, mit der die Staatsoper ihren 150. Geburtstag beging. Wie auch bei seinem Salzburger „Meistersinger“-Dirigat zu Ostern horcht Thielemann in die Verästelungen der Musik hinein, ohne den verbindenden Faden zu verlieren, und bekämpft Kitschgefahr mit Klangsinn.

Auftrumpfend geraten die Verwandlungsmusiken, in denen das Staatsopernorchester wunderbar präzise lärmt, ohne die Klangschönheit zu verlieren. Selbst wenn Thielemann Strauss’ Musik abheben lässt, zieht diese exakte Bahnen. Manches klingt eventuell zu gedämpft, die irrlichternde Klangmagie des Fischzaubers im ersten Akt erhält etwas Behagliches und auch sonst wirkt manches zu wenig spontan. Dass Strauss auch Berserker mit Farbe und Form war, hört man eventuell zu wenig.

Weltklasse-Ensemble