Zwei eher melancholische Werke dienen heuer als Klammer für die 55. Viennale: Zur Eröffnungsgala am 19. Oktober wird John Carroll Lynchs Hommage an Harry Dean Stanton, "Lucky", im Gartenbaukino gezeigt. Die Abschlussgala am 2. November dominiert Robert Guediguians gesellschaftskritisches Drama "La Villa". Und dazwischen findet sich das gewohnte Spektrum aus Festival-, Indie- und Arthouse-Knallern.

Mit Robin Campillos Chronologie des Anti-Aidskampfes, "120 Battements par Minute", kommt einer der Cannes-Gewinner nach Wien. Ebenfalls eine queere Thematik hat Eliza Hittmans Debütfilm "Beach Rats" über die Identitätssuche des heranwachsenden Frankie. Eine Verbeugung vor der großen Chansonsängerin Barbara liefert indes Mathieu Amalric mit seiner sechsten Regiearbeit "Barbara", für die er nicht nur selbst vor der Kamera stand, sondern auch selbst nach Wien kommt.

55. Viennale: Gedenken an Hurch, Waltz als Stargast

Zu den Hollywood-Highlights gehört heuer Alexander Paynes neues Werk "Downsizing", das der österreichische Oscar-Preisträger Christoph Waltz als Stargast am 24. Oktober persönlich präsentiert. Ebenfalls nach Wien kommt Alex Ross Perry, der am 22. Oktober mit "Golden Exits" sein hartes Psychospiel vorstellt, während es in Richard Linklaters "Last Flag Flying" trotz des hochpolitischen Blicks auf die USA mit Bryan Cranston, Steve Carell und Laurence Fishburne humorvoller zugeht.

Und mit Guillermo del Toros moralischem "The Shape Of Water", der Sally Hawkins und Michael Shannon auf der Leinwand vereint, kommt auch der heurige Venedig-Gewinner nach Wien. Immerhin den Drehbuchpreis am Lido konnte Martin McDonagh für sein "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" einheimsen, das die großartig-derbe Frances McDormand zumindest auf die Leinwand des Wiener Gartenbaukinos bringt.

Zu den Höhepunkten aus österreichischer Sicht gehört unter anderem Thomas Arslans Vater-Sohn-Drama "Helle Nächte", für das sich der Wiener Georg Friedrich bei der Berlinale den Darstellerpreis sichern konnte, während die deutsche Regisseurin Valeska Grisebach, der heuer eine Personale gewidmet ist, dabei auch ihre österreichische Koproduktion "Western" vorstellt. Ebenfalls eine Koproduktion stellt der ungewöhnliche Animationsfilm "Teheran Tabu" von Ali Soozandeh dar, der das Privatleben im heutigen Iran unter die Lupe nimmt. Seine Österreich-Premiere erlebt das Psychodrama "Tiere" des polnischen Regisseurs Greg Zglinski, der mit Birgit Minichmayr und Philipp Hochmair zwei heimische Hochkaräter vor der Kamera versammelt hat. Und schließlich macht Barbara Alberts Historienfilm "Licht" nach Toronto und San Sebastian nun auch Station auf der Viennale.

Ansonsten erlaubt das Festival aber wie immer auch den Blick in cineastische Weltregionen, die es im regulären Kino schwer haben. Alain Gomis' Frauenporträt "Felicite" rückt etwa die Gesellschaft des Kongo in den Fokus, während Ziad Doueiri mit "L'Insulte" eine Parabel auf den Nahostkonflikt zeigt. Die Mitleidslosigkeit in der russischen Gesellschaft zeichnet Andrey Zvyagintsev mit seinem harten Drama "Loveless" nach, während Tarik Saleh, Däne mit ägyptischen Wurzeln, mit "The Nile Hilton Incident" die Verbindung eines Porträts des Arabischen Frühlings mit einer Neo-Noir-Geschichte gelingt. Und schließlich setzt Sabu mit "Ryu San" auf die Geschichte eines Killers, der als Koch reüssiert.