Perfekt war nicht nur der Gesang der Starsopranistin, allein schon optisch bot Anna Netrebko Superlativen: Erschien sie zunächst in einem goldschimmernden Kleid, das bei jedem Atemzug glitzerte, kam sie nach der Pause in einer blauen Seidenrobe mit gut einem halben Meter großer Glitzerschleife am Rücken. Mit extremer Spielfreude gestaltete sie die fünf Arien, dazu kamen noch drei Duette mit ihrem Verlobten Yusif Eyvazov. Eindringlich sang sie zu Beginn die Arie der Adriana (Cilea, "Adriana Lecouvreur"), dramatisch und ergreifend wurde es dann bei Margheritas Wahnsinns-Klage aus Arrigo Boitos Faust-Version "Mefistofele", wenn sie den Tönen eine geradezu fahle Farbe verlieh.

Die Arie aus "Madama Butterfly", "Un bel di vedremo", wurde bei Anna Netrebko weniger zum Ausdruck inniger Sehnsucht, als zum fast trotzigen Herbeizwingen-Wollen eines Happy Ends, die wohl kaum jemanden kalt ließ. Ihre Charakterisierungskunst ließ sie auch bei "Rusalka" aufblitzen, wenn sie der liebeskranken Nixe glitzende Töne lieh. Mit einem unendlich zartschmelzenden "O mio babbino caro" aus Puccinis "Gianni Schicchi" zeigte sie sich von der lieblichen Seite.

Ihr Partner bewies vor allem tenorale Kraft, an der Schönheit des Ausdrucks ließe sich noch feilen. Doch wer Spitzentöne wie bei "Nessun dorma" schmettert, ist sich des Publikumszuspruchs immer gewiss. Leoncavallos "Pagliacci"-Arie "Vesti la giubba" gelang Eyvazov recht eindrucksvoll, und in den Duetten aus "Otello" und "La Boheme" fügten sich die Stimmen ganz gut zusammen. Das Orchester unter der sicheren Stabführung von Jader Bignamini begleitete das Paar gekonnt und zeigte vor allem beim Intermezzo aus Puccinis "Manon Lescaut" selbst Klasse.

Als Zugabe wählte Netrebko "Heia, heia, in den Bergen ist mein Heimatland" aus der "Csardasfürstin", wobei sie einmal mehr Temperament und Spielfreude unter Beweis stellte. Eyvazov legte noch "Nessun dorma" darauf, und beide sangen zum Abschluss das Trinklied aus "La Traviata", bevor sie nach dem Konzert zurück nach Wien fuhren.