Schnöselveranstaltung am Feiertag: Die Namenswitzchen beim Einlass ("Sauer. Wie Süß.") sind so charmant wie hart gekochte und gefärbte Eier nach drei Wochen. Die Charity-Gala der honorigen Hamburger Gesellschaft langweilt Kommissarin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) schon nach wenigen Minuten. Sie fragt: "Bleibt da überhaupt noch was für die Flüchtlinge übrig - bei dem Menü?" Soweit sitzt die Gesellschaftskritik am Society-System Flüchtlingshilfe.

Genau diese Scheinheiligkeit knöpft sich die Altherren-Aktivistengruppe "Bad Easter Bunnies" seit Jahren vor. Sie sprengt u.a. Wohltätigkeitsveranstaltungen und färbt diese mit Farbbeuteln dunkelrot, um auf gesellschaftliche Schieflagen oder Missstände hinzuweisen. Dieses Mal ist alles anders. Schuld ist der neue Ober-Osterhase Frank (angsteinflößend: Thomas Sarbacher), der dafür gesorgt hat, dass die Farbbeutel gegen Maschinenpistolen getauscht werden. Statt Farbe wird Blut vergossen. Die Bunnies werden zu bösen Ballermännern, Geiselnehmern und Mördern - und dabei ganz schön benutzt, weil sie vom gezielt ausgesuchten Mordopfer, dem Mann in der Rüstungsindustrie, zunächst gar nichts mitkriegen.

Ein Bundespolizist in Zivilkleidung

Die Idee, den angeblichen Gutmenschen den Spiegel im Hasenplüschkostüm vorzuhalten, klingt nicht schlecht. Es hapert nur an dem konstruierten Hasen-Hauptabendprogramm sowie der hanebüchernen Umsetzung - wegen Handlungsnebensträngen, die nie erzählt werden, platten Klischees, wie die leichtbekleidete Tänzerin aus dem Überraschungsei und der latenten Vorahnung, dass sich die Smserei von der Geiselnahme durch Kollegin Lorenz, die heldinnenhaft ihr Smartphone retten konnte, schnell totlaufen wird. Kamen sich Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz zuletzt so nah, bleiben sie dieses Mal auf Sms-Distanz. Dass lähmt ihr Spiel, ihre Verbindung zueinander, die sich so schön entwickelt hat - wir erinnern nur an das steife Siezen nach einer gemeinsam verbrachten Nacht. Vor allem Falke, der Tatortliebling mit seinem Suchtpotenzial zu Vollmilch, wird in diesem Fall zum Statisten verdonnert.

Die Quoten

645.000 Zuseher sahen den "Tatort" am Ostermontag auf ORF 2. Damit schlägt der Geiselnahmethriller "Asterix", der in ORF 1 auf 339.000 Zuseher kam. In Deutschland erreichten die Quoten ein "Tatort"-Tief für Falke. Es sahen nur 8,49 Millionen Seher zu. Zur Erinnerung: Bei seiner Ermittlerpremiere erreichte Wotan Wilke Möhring 10,07 Millionen Zuschauer in Deutschland.

Die Twitteria verschonte den Häschenterror nicht mit Kritik, wie diese Tweets zeigen:

Dringende Fragen werden erst gar nicht versucht zu beantworten - wie: Warum reist ein Bundespolizist in zivil und alleine zur Mega-Geiselnahme an? Was hat das Verhör mit der geflohenen Iranerin mit der Geiselnahme zu tun? Und warum rennt die Spezialeinheit am Ende zweimal ahnungslos an Lorenz vorbei, die sich unter einem Gala-Tisch versteckt. Fragen, die nicht beantwortet werden, sondern auf die einfach geschossen wird. Auch eine Antwort. Gerade die beiden Bundespolizisten in Norddeutschland hatten aber schon viel bessere.

Liebe Tatort-Macher! Vergesst Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Muttertag, Vatertag oder Schulbeginn. Gerade an Tagen wie diesen brauchen wir nichts dringender, als dass der "Tatort" einfach "Tatort" ist. Und, bitte, lasst Wotan Wilke Möhring nie mehr wieder wie ein erbärmliches Möhrchen da stehen.