Nachhaltigkeit wird das zentrale Thema des Tourismustages 2019 am Donnerstag in Velden sein. Was ist nachhaltiger Tourismus?
Roland Sint: Er funktioniert nach dem Motto „Lebe im Urlaub so, wie du es selbst in deinem Umfeld haben möchtest“. Es geht um keinen Trend, sondern um Achtsamkeit. Man wird künftig deutlich zwischen dichten Zonen, wo man intensiver touristisch werkelt, und Zonen, die man bewusst für Einheimische als Reserve zurücklässt, unterscheiden. Touristiker werden dadurch mehr zu Managern und arbeiten enger mit anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Landwirtschaft, zusammen.

Die Frage wird auch sein, welchen Gast wollen wir?
GEORG OVERS: Voraussetzung dafür ist, dass wir selbst wissen, wer wir sein wollen und uns dann die Gäste suchen, die zu uns passen.

Kann der GTI-Fahrer je zu nachhaltigem Tourismus passen?
OVERS: Es ist nicht so einfach, auf GTI-Touristen zu verzichten. Der Markt organisiert sich selbst, wir machen die Regeln nicht. Wird fordern härtere Strafen und die Politik speziell am Faaker See auf, keine weiteren Events zuzulassen und gegebenenfalls welche wegzulassen. Aber von Unternehmern zu fordern, dass sie Wertschöpfung liegen lassen, ist schwer möglich.

Weil man auf keinen Gast verzichten kann, auch wenn er dem Konzept schadet...
OVERS: Die Mehrheit der Unternehmer sagt, sie können nicht verzichten. Wobei diese Mehrheit kleiner geworden ist.

Podcast-Aufzeichnung im Studio der Antenne Kärnten
Podcast-Aufzeichnung im Studio der Antenne Kärnten © (c) Markus Traussnig

Das Erfolgskonzept – auch um über den Sommer hinaus attraktiv zu sein – sind Erlebnisse. Dazu zählt auch eine Seilbahn über den Wörthersee. Ist diese nachhaltig?
SINT: Auf jeden Fall. In vielen Städten werden Seilbahnen diskutiert, um den Verkehrsstau zu lösen. Die ökologischen Vorteile sind unbestritten. Auch Auswirkungen auf Besucherlenkungsmöglichkeiten, die Verdichtung von Räumen und Attraktivität eines Standortes sind gegeben. Natur pur wird es am Wörthersee ohnehin nicht mehr geben. Ich sehe mehr Chancen als Risiken.

Natur pur ist allen voran wegen der massiven Seenverbauung nicht mehr möglich. Hat der Tourismus hier zu spät aufgeschrien?
SINT: Ich halte nichts von ständigem Aufschreien. Wir brauchen neue Regulative, die aufzeigen, was machbar ist und welche Voraussetzungen zu erfüllen sind. Der Baustopp in Velden in der ersten Reihe ist mustergültig, aber jetzt wird eben intensiver die zweite Reihe entwickelt. Es braucht hier Argumente für eine andere Nutzung.

OVERS: Wichtig ist auch, dass wir uns in Bauprojekte einbringen und sie nicht nur der freien Marktwirtschaft überlassen.

Die Herbstferien klopfen an. Wenn man im Oktober an die Seen fährt, ist von Tourismus keine Spur mehr. Welche Pläne zur Saisonverlängerung gibt es?
OVERS: Die Herbstferien kommen nicht überraschend, auch wenn einige so tun. Wir haben die vergangenen Jahre nur mit Sommerbildern geworben, sie sind in den Köpfen der Gäste. Das zu ändern, wird ein Kraftakt, aber die Themen, die Menschen aktuell bewegen wie Nachhaltigkeit, Wandern und Radfahren, spielt uns in die Karten. Das müssen wir nützen.
SINT: Es geht darum, emotionale Anker zu schaffen, mit denen wir berühren. Und eines gilt: Man kriegt immer den Gast, um den man wirbt.