Seit rund 30 Jahren und bis heute liefert eine der ersten Sonnenstrom-Anlagen in Osttirol und sogar innerhalb Österreichs in Lienz Energie. Pater Raimund Kreidl stellte für den Bau damals das Dach des Franziskanerklosters in Lienz zur Verfügung.

„Vor zwölf Jahren haben wir von den Franziskanern einen Auftrag für eine neue Photovoltaikanlage erhalten“, erinnert sich Martin Kollnig, der im Jahr 2007 den Familienbetrieb sun.e-solution GmbH im eigenen Wohnzimmer als Einmannunternehmen gegründet hat. „Bei der Besichtigung fanden wir am Dach des Klosters die bereits bestehende Anlage vor und haben diese auf Funktion überprüft.“ Dabei stellte sich heraus, dass die Leistungsminderung durch die Alterung der Zellen nach 20 Jahren bei nur 10 Prozent lag.

30 Jahre alte Module erzeugen bis heute Strom

„Wir haben die Module dieser Bestandsanlage des Klosters also gereinigt, sie auf Wunsch der Franziskaner auf ein anderes Dach verlegt und neu verkabelt. Diese vor immerhin drei Jahrzehnten installierten Module beweisen auch heute noch an jedem Tag, dass Sonnenkraftwerke für sehr lange Zeit und dabei relativ wartungsarm Strom erzeugen.“ Die wesentlichen Teile einer Anlage sind die Photovoltaik-Module selbst sowie die zugehörigen Wechselrichter, die die Gleichspannung aus den photoelektrischen Zellen der Module für die Abgabe in das Hausnetz umwandeln.

Die Hälfte aller PV-Anlagen führt das Osttiroler Unternehmen sun.e-solution dachintegriert aus
Die Hälfte aller PV-Anlagen führt das Osttiroler Unternehmen sun.e-solution dachintegriert aus © KK/sun.e-solution

Wegbereiter für Photovoltaik in Osttirol

Das Unternehmen sun.e-solution darf man als Wegbereiter im Photovoltaikbereich in Osttirol bezeichnen. Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass der Familienbetreib mit heute 14 Beschäftigten die Hälfte aller Anlagen als dachintegrierte Installation ausführt. In diesem Fall ersetzen die PV-Module die Dacheindeckung durch beispielsweise Ziegel, manchmal sogar vollflächig. Österreichweit liegt der Anteil dachintegrierter Modulflächen dagegen bei nur zehn Prozent. In den Anfangsjahren des Unternehmens ging in Osttirol im Schnitt jede Woche eine Anlage ans Netz. Heute geschieht dies täglich.

Balkone und Fassaden liefern im Winter mehr Ertrag als Dachanlagen
Balkone und Fassaden liefern im Winter mehr Ertrag als Dachanlagen © KK/sun.e-solution

Komponenten aus europäischer Fertigung

„Wir sind sehr darauf bedacht, dass unsere Komponenten aus europäischer Fertigung stammen“, erklärt Martin Kollnig. Deren Einkauf wird schwieriger, weil sich aufgrund des immensen Preisdrucks von sowohl Modulen als auch Wechselrichtern aus dem ostasiatischen Raum immer weniger Hersteller noch in Europa behaupten können. „Photovoltaik-Module aus einem See-Container in Rotterdam kosten die Hälfte von dem, was wir im Einkauf unserem Hersteller mit seiner Fertigung in Slowenien bezahlen“, verdeutlicht Kollnig die Situation am Markt.

Weder eine „Geiz-ist-geil“-Mentalität auf Kundenseite noch die rücksichtslose Gewinnmaximierung der Wirtschaft seien auf Nachhaltigkeit ausgerichet. Aus Zeitgründen hat sich der Dölsacher PV-Pionier zwar aus der aktiven Mitarbeit in der Gemeinwohl-Ökonomie in Tirol zurückgezogen. „Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltige Entwicklung nicht ausschließen, wenn alle den anderen sehen und aufeinander zugehen.“

Auch das Dach eines alten Bauernhofes eignet sich für ein Sonnenkraftwerk
Auch das Dach eines alten Bauernhofes eignet sich für ein Sonnenkraftwerk © KK/sun.e-solution

Kaum Aufträge von öffentlicher Seite

Während der Photovoltaikausbau in Osttirol und Oberkärnten bei Häuselbauern und Unternehmen stetig voranschreitet, zeigen sich Gemeinden und andere öffentliche Einrichtungen noch immer mehr als zögerlich. „Ich wünsche mir von dieser Seite mehr Mut“, sagt Kollnig. „Die Technik ist ausgereift, die Dachflächen sind vorhanden, die Finanzierung lässt sich bewerkstelligen. PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden sind sinnvoll und gut für die Gemeindekassa.“

Zahlreiche Dachflächen von Industrie- und Gewerbebetrieben tragen bereits Sonnenkraftwerke
Zahlreiche Dachflächen von Industrie- und Gewerbebetrieben tragen bereits Sonnenkraftwerke © KK/sun.e-solution

Notstrom für das Eigenheim

Durchschnittlich liegt die elektrische Anschlussleistung der von sun.e-solution installierten Anlagen bei 15 bis 20 Kilowatt. Privaten Nutzern genügen zur Deckung ihres Eigenverbrauchs meist schon kleinere Anlagen. In Kombination mit Batteriesystemen lässt sich die Nutzungszeit des Stroms aus dem eigenen Sonnenkraftwerk deutlich verlängern und nach Bedarf sogar eine hauseigene Notstromversorgung verwirklichen. Das Entgelt für den verkauften Überschuss ist, analog zum Bezug, Preisschwankungen am Markt unterworfen.

Kollnig: „Reine Produktionsanlagen, zum Beispiel auf Hallendächern, sind in unserer Region Osttirol und Oberkärnten sehr selten. Wir bauen auch keine Großanlagen in die grüne Wiese, sondern nutzen die Dächer, Balkone und Fassaden bestehender Gebäude.“ Der Firmengründer hat Bereiche der Geschäftsführung inzwischen an seinen Sohn Daniel übertragen.

Die sun.e-solution-Belegschaft auf Werksbesuch beim österreichischen Hersteller Fronius
Die sun.e-solution-Belegschaft auf Werksbesuch beim österreichischen Hersteller Fronius © KK/Kollnig

Seit einigen Monaten veröffentlicht Martin Kollnig auf der Firmenhomepage in einem Blog Wissenwertes zum Thema Photovoltaik. Er informiert zum Beispiel zu Themen wie Energiegemeinschaften, Blackout, Ökologie, Tipps und erläutert Fallbeispiele aus der Praxis.