In der jüngsten Gemeinderatssitzung entzündete sich zum längst notwendigen Mehrzweckprojekt eine emotionale Diskussion. Stein des Anstoßes: Der Beschluss über den Neubau eines Sanitärgebäudes am Seeufer. Der derzeitige, in den Sechzigerjahren errichtete, mehrmals schwer hochwassergeschädigte Flachbau ist nicht mehr sanierungswürdig und ein Fall für die Spitzhacke. Im neuen Gebäude sind zeitgemäße WC-Anlagen, Bootsvermietung, Duschen, Räume für die Mitarbeiter und die örtliche Wasserrettung vorgesehen. Zeitgleich sollte auch ein attraktiver Kindespielplatz für die jüngsten Badegäste errichtet werden. 

Vizebürgermeisterin und Bäderreferentin Irmgard Hartlieb sowie Bürgermeister und Finanzreferent Leopold Astner (beide ÖVP) haben die Finanzierung im Trockenen. Für Gebäude und Kinderspielplatz sind 500.000 Euro veranschlagt, 250.000 Euro schießt das Land zu, 100.000 Euro kommen aus dem Budget der Bäder und 150.000 Euro finanziert die Stadtgemeinde. Im Stadtrat gab es Einstimmigkeit, auch die drei SPÖ-Mandatare stimmten zu. Im Gemeinderat wollte hingegen Gemeinderat Christian Potocnik (SPÖ) davon nichts mehr wissen und kündigte ein Veto von Seiten der SPÖ-Fraktion zu diesem Antrag an. „Weil dieses Projekt weder dem zuständigen Ausschuss noch dem Gemeinderat als höchstes politisches Organ vorgestellt wurde“, so Potocnik.

Von Badehaus sei die Rede

Dazu sei im Förderungsansuchen an das Land von einem Badehaus die Rede. „Wir wollen nicht, dass ein solches Badehaus quasi durch die Hintertüre am Pressegger See entstehen soll.“ Mandatar Christian Steinwender (FPÖ) äußerte ähnliche Bedenken. Die Hinweise von Astner und Hartlieb, dass es hier um ein Sanitärprojekt und nicht um ein Badehaus gehe, blieben ungehört. Daran änderte auch die Aufklärung von Bernd Resch, Stadtamtsleiter und Bäder-Geschäftsführer, nichts. Der Förderantrag wurde von ihm - Resch - und Tourismusleiter Markus Brandstätter formuliert. Letztlich traf man einen Kompromiss: Der Neubau soll nach einer Präsentation durch Architekten Herwig Ronacher in der nächsten Sitzung abgesegnet werden, der Kinderspielplatz wurde hingegen – zur sichtlichen Erleichterung von Referentin Martina Wiedenig (SPÖ) - einstimmig beschlossen.

So sieht der Entwurf von Architekt Herwig Ronacher für das neue Mehrzweckgebäude aus
So sieht der Entwurf von Architekt Herwig Ronacher für das neue Mehrzweckgebäude aus © KK/Stadtgemeinde Hermagor

Astner und Hartlieb kündigten für die nächsten Monate ein Modernisierungskonzept für das Strandbad an. Diese Anlage wurde bekanntlich in den Sechzigerjahren in der Ära von Bürgermeister Rudolf Tillian (SPÖ) errichtet, erst 1993 kam es unter Stadtrat Rudolf Lasser (ÖVP) zu einer Angebots-Attraktivierung, danach ist Ruhe eingetreten. Die bisherigen Bürgermeister wagten sich wohl aus Kostengründen nicht an eine grundlegende Modernisierung heran, die laut Experten letztlich nur durch einen Neubau zu erreichen wäre. Astner: „Wir können diese wichtige touristische Maßnahme aber nicht ewig vor uns herschieben, hier braucht es endlich Lösungen.“