Trotz knapp 200 Jahren auf dem Buckel folgt Lehrerin Agathe Müller nach wie vor einem strengen Konzept. Auf ein ordentliches Erscheinungsbild mit sauberer Kleidung und gekämmten Haaren sowie auf eine anständige Begrüßung, nämlich "Guten Morgen, Frau Lehrerin", wird Wert gelegt: "Das symbolisiert nicht nur die Disziplin, sondern ist auch eine Einübung in die Hygiene", erzählt Agathe Müller, die von Daniela Obiltschnig verkörpert wird.

Bei der "Langen Nacht der Museen" am 7. Oktober kann man im Klagenfurter Schulmuseum von 18 bis 1 Uhr zu jeder vollen Stunde in eine Unterrichtseinheit "wie vor 150 Jahren" bei Frau Müller eintauchen. Sie gewährt Rückblicke: Damals war oberste Priorität, Kinder zu Ordnung und Disziplin zu erziehen. Dabei sollten Mädchen brave Hausfrauen und Knaben tüchtige Geldverdiener werden. Frau Müller zeigt auch, was passierte, wenn man die Anweisungen der Lehrerin nicht befolgt hat."Die Strafen, die damals in den Schulen üblich waren, waren das Rohrstaberl, das Scheitelknien und als Demütigungsstrafe die Eselskrone."

Reise durch die Geschichte

Die Besucher des Schulmuseums werden von Daniela Obiltschnig auf eine Zeitreise mitgenommen. "Wir machen einen Ausflug durch die Geschichte, damit man lernt, wie die Schule vor 150 Jahren war. Durch mein Kostüm werden die Kinder schnell mit hineingezogen und machen super mit." Obiltschnig, die in der Abteilung Bildung im Magistrat Klagenfurt sowohl für das Schulmuseum als auch für die schulgeschichtliche Sammlung zuständig ist, verkörpert seit Mai mit Leidenschaft die knapp 200 Jahre alte Lehrerin. Im Museum steckt eine Sammlung aus schulhistorischen Lehrmitteln, alten Möbeln und auch Wandbildern von Schulen aus ganz Klagenfurt.

Besonders begeistert die leidenschaftliche Historikerin, dass die Schule ein Erinnerungsort ist: "Schule verbindet alle, weil jeder Einzelne von uns seine ganz persönlichen Schulerlebnisse hat."

Auf alten Schulbänken lernt man unter anderem auch die Kurrentschrift
Auf alten Schulbänken lernt man unter anderem auch die Kurrentschrift © Selina Uran

Bei der knapp 20-minütigen Lehreinheit werden verschiedene Übungen – unter anderem Kurrentschrift – gelehrt. Außerdem wird sowohl am Anfang als auch am Ende gebetet: "Der Unterricht war damals sehr stark von der Religion geprägt", sagt Obiltschnig.

Das Schulmuseum befindet sich in der Lidmanskygasse 22
Das Schulmuseum befindet sich in der Lidmanskygasse 22 © Selina Uran

Bereiche, die die 58-jährige Historikerin an den damaligen Lehrmethoden schätzt: "Dass es keine Wisch-und-Weg-Methoden wie heute sind. Damals wurde vermehrt auf analoge Lehrmittel wie Wandbilder Wert gelegt."

Das Interesse an dieser einzigartigen Reise in die Vergangenheit ist nicht nur bei Schülern groß, auch viele Touristen kommen immer wieder in die alte Schule in der Lidmanskygasse. Die Teilnehmeranzahl für Gruppenführungen sollte zwischen fünf bis zehn Personen aufwärts liegen. Zusätzlich wird empfohlen, vorab für einen Termin anzurufen. Der Eintritt in das Museum ist frei.