Eine sanfte Stimme, ein schlichtes Auftreten, ein geerdeter Blick auf sich selbst. Juliane Aixner ist ruhig. Absurde Texte, außergewöhnliche Ferienjobs und Bauch-Entscheidungen. Juliane Aixner ist quirlig. Beide Persönlichkeiten bündelt die Klagenfurterin auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuten.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass es mich irgendwann nicht interessiert hätte“, sagt Aixner über ihre Verbindung zum Theater. Ihr Vater führte eine Autowerkstatt in Klagenfurt, ihre Mutter passte auf sie und ihre vier älteren Schwestern auf. Familiär vorbelastet ist Aixner somit nicht, und trotzdem war früh klar: „Es war immer der Plan, dass das funktionieren muss.“ Und momentan funktioniert es.

Aixner ist in Klagenfurt und Wien aktiv
Aixner ist in Klagenfurt und Wien aktiv © Tim Dornaus/KK

Mit 13 Jahren wagte sie ihre ersten Bühnen-Schritte im Jugendtheaterclub des Stadttheaters. Das Zusehen, Beobachten und Analysieren von dem, was dem Publikum gezeigt wird, packte sie aber mehr. Sie wechselte die Vorhang-Seite, zog mit 19 Jahren nach Wien und absolvierte Regiehospitanzen am Bronski & Grünberg-Theater und am Burgtheater. Als freie Regieassistentin unterstützte sie unter anderem Fanny Brunner, Mira Stadler oder Igor Bauersima und war bei Aufführungen im Kosovo aktiv. Alles neben ihrem Skandinavistik-Studium, das sie aus reinem Interesse und als Alibi-Backup an der Universität Wien begann und abschloss.

Vom Schafbauernhof zur Huskyfarm

„Ich wollte mehr über die skandinavischen Sprachen lernen“, erzählt die 28-Jährige. So verbrachte sie die Sommerferien auf einem Schafbauernhof im Osten Islands oder auf einer Huskyfarm im norwegisch-schwedisch-finnischen Dreiländereck. „Da gab es nichts, nicht einmal eine Dusche“, lacht Aixner über ihr einmonatiges Erlebnis in einem Wald, gemeinsam mit 40 Hunden. Erfahrungen, die sie wachsen und mutig werden ließen.

All das fließt auch in ihre ersten zwei Produktionen ein, die sie als Regisseurin leitet. Aixners Debütinszenierung „Collective Rage“ feierte im Jänner Premiere. Das Stück über fünf Figuren, die alle denselben Namen, aber unterschiedliche Persönlichkeiten haben, schlug ein. „Es hat sehr gut funktioniert, das hat mich überrascht“, sagt Aixner. Die vier Aufführungen am Wiener Ateliertheater werden vermutlich nicht die letzten gewesen sein.

Premiere am 1. Mai

Nun feiert das Stück „Körper [sic!]“ Premiere. Aus einem Gespräch mit Clemens Janout vom Verein „Ars ex Machina“ wurde ein Jahr später eine Stückentwicklung über die Beziehung zum menschlichen Körper. Die kritische Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen, Diskriminierung und Geschlechterrollen liegt Aixner. „Es ist kein leichtes Thema. Die Schwierigkeit besteht darin, die Bereiche einzugrenzen“, sagt die Regisseurin. Wie gut das Eingrenzen gelingt, ist ab 1. Mai in der „Theaterhalle 11“ in Klagenfurt und ab 20. Mai in der „Theaterarche“ in Wien zu sehen.

Julia Hammerl, Lara Bumbacher und Clemens Janout (von links) stehen bei „Körper [sic!]“ auf der Bühne
Julia Hammerl, Lara Bumbacher und Clemens Janout (von links) stehen bei „Körper [sic!]“ auf der Bühne © Tim Dornaus/KK

Seit März laufen die intensiven Proben. Minimum acht Stunden pro Tag, sechsmal die Woche wird getextet und geübt. Nach den zwölf Aufführungen ist der Terminkalender wieder fürs Wandern, Kaffeetrinken oder für eine Skandinavien-Reise frei. Für neue Produktionen ist sie offen. „Bisher hatte ich Glück. Ich hatte immer etwas zu tun, mir war nie langweilig“, sagt Aixner. Ob sie von dem, was sie macht, leben kann? „Ich muss.“ Einen anderen Plan gibt es nicht.