Ein Werbeplakat am Fenster eines Perückeninstituts im Zentrum der Kärntner Landeshauptstadt sorgte in den letzten Wochen für Aufregung und jede Menge Gesprächsstoff. Denn, nachdem besagtes Poster rund vier Monate die Fassade des Hauses in der Rosentalerstraße geziert hatte, ging eine Beschwerde beim Österreichischen Werberat ein.  „Es handelt sich schließlich um ein Perückeninstitut und nicht um ein Bordell, wie man auf den ersten Blick meinen könnte“, lautete die anonyme Kritik. Weiter heißt es darin: „Da die Kundinnen oft Frauen sind, die durch Krankheiten und Chemotherapie ihre Haare verloren haben, finde ich das Sujet besonders widerwärtig.“

Mittlerweile liegt eine Entscheidung des Gremiums schwarz auf weiß vor: Das Plakat muss entfernt werden, sprich die nackte Frau mit einer Perücke im Mund - als Model stand die Unternehmerin Janin Baumann selbst vor der Kamera - gehört in Kürze wieder der Vergangenheit an. „Der Österreichische Werberat spricht im Falle der beanstandeten Werbemaßnahmen des Unternehmens Headdress die Aufforderung zum sofortigen Stopp der Kampagne beziehungsweise zum sofortigen Sujetwechsel aus“, lautet die Entscheidung. Die eindeutige Mehrheit der Werberätinnen und Werberäte sehe im Hinblick auf das beanstandete Werbesujet eine Verletzung des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft, im Speziellen des Artikels 2.1. „Geschlechterdiskriminierende Werbung“. Auch der Junge Werberat, bestehend aus 15- bis 29-Jährigen (Schüler, Studenten sowie Vertreter der Kommunikationsbranche) spricht sich für einen sofortigen Stopp der Kampagne aus.

Und zur Begründung: „Die Werberäte und Werberätinnen begründen ihre Entscheidung damit, dass bei dem beanstandeten Sujet eine sexualisierte Darstellungsweise ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt verwendet wird.  Aufgrund einer animalisch anmutenden Darstellung einer nackten Frau mit einer Perücke als „Beute“ im Mund, ist eine Herabwürdigung des weiblichen Geschlechts erkennbar.“

Mittlerweile sieht es die Unternehmerin Janin Baumann gelassen. „Im ersten Moment stand ich unter Schock, wollte sogar dagegen vorgehen“, erklärt sie im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Ich habe mich gefragt, ob die vom Werberat nicht die unglaublich positive Welle an Reaktionen mitbekommen haben?“ Die 37-Jährige kann dem ganzen Wirbel aber auch etwas Positives abgewinnen: „Das Plakat hat für soviel Aufmerksamkeit gesorgt, das Thema Alopezie ist jetzt in aller Munde.“ Zig E-Mails, Nachrichten, Anrufe von Betroffenen erreichten die Mutter einer zwei Jahre alten Tochter. So sieht es auch „Heardress“-Chef Peter Fuchs. „Janin hat damit ein Statement gesetzt und vielen Betroffenen Mut gemacht“, so der Unternehmer aus Oberösterreich.

Bis 9. Februar muss das Sujet entfernt werden. Dem kommt Baumann nach und erkennt einen weiteren positiven Aspekt: „Ich krieg wieder mehr Tageslicht ins Geschäft.“