Aufregung herrschte jüngst an einem Strand bei Bibione. Dort hatte sich ein Stachelrochen ins seichte Wasser verirrt. Badegäste berichteten auch von Sichtungen in Caorle oder Lignano, manche reagierten besorgt. Meeresbiologe Gerwin Gretschel kann jedoch beruhigen: "Die Tiere flüchten vor Menschen. Normalerweise sind sie weit draußen im Meer, außer Reichweite der Badegäste."

Jetzt im Sommer zieht es wieder viele Urlauber an die Obere Adria. Die beliebtesten Destinationen sind Italien und Kroatien. Doch welche (giftigen) Tiere gibt es dort an Land und im Meer und welche Gefahr geht von ihnen aus? "Grundsätzlich muss man sagen, dass es in der Adria kein einziges Gifttier gibt, das für den Menschen tödlich ist. Außer natürlich, man hat einen allergischen Schock. Aber das kann auch bei uns passieren, etwa nach einem Bienenstich", sagt Gretschel. Der gebürtige Grazer hat die Meeresschule in Pula gegründet, pendelt seither zwischen Kroatien und Österreich. Er ist ein Experte in Sachen Meeresbewohner und weiß genau, mit welchen von ihnen eine "Bekanntschaft" für den Menschen durchaus schmerzhaft sein kann.

Petermännchen

Das Petermännchen vergräbt sich
Das Petermännchen vergräbt sich © (c) imago stock&people (imago stock&people)

Diese giftigen Fische, die auch Kreuzotter des Meeres genannt werden, sind unter anderem in Italien anzutreffen, wo sie sich im sandigen Boden eingraben. Dort kann es  - wenn auch nur selten - vorkommen, dass man im seichten Wasser auf ein Petermännchen, das einen Rückenflossenstachel hat, tritt. Wird man gestochen, ist das laut Gretschel äußerst schmerzhaft. Als Erste-Hilfe-Maßnahme sollte man die Einstichstelle auf 50 Grad erhitzen, etwa mit einem elektrischen Anti-Mücken-Stick oder heißem Wasser (aber Achtung: Verbrühungsgefahr!).

Quallen

Eine gestrandete Kompassqualle
Eine gestrandete Kompassqualle © (c) IMAGO/imagebroker (IMAGO/imageBROKER/Firn)

In der Adria gibt es verschiedene Quallenarten - manche von ihnen, wie etwa die Lungenqualle oder die sogenannte Spiegeleiqualle, sind laut Gretschel völlig harmlos. Bei anderen wiederum - dazu zählen die Kompassqualle und die Leucht- oder Feuerqualle - führt eine Berührung mit den Nesseltentakeln zu einem brennenden Schmerz. "Das kann äußerst unangenehm sein, aber nicht lebensbedrohlich", sagt Gretschel, der rät, die betroffene Hautstelle mit Sand gut abzureiben.

Seeigel

Die Stacheln des Seeigels sind nicht giftig
Die Stacheln des Seeigels sind nicht giftig © (c) IMAGO/Zoonar (IMAGO/Zoonar.com/Joachim Hahne)

Bis auf den Violetten Seeigel sind diese grundsätzlich nicht giftig. In der Adria trifft man vor allem auf den Schwarzen Seeigel und den Steinseeigel. Sie tummeln sich im Bereich von felsigen Küsten. Gretschel: "Wenn man sich die nadelspitzen Stacheln eintritt, bekommt man sie nicht mehr raus." Meist fängt die Stelle am Fuß in der Folge zu eitern an. Der Meeresbiologe hat einen Tipp: Den betroffenen Fuß eine halbe Stunde lang in Essig halten, dieser löst den Widerhaken auf dem Stachel an. Dann bekommt man diesen mit einer Pinzette leichter heraus.

Skorpione

Einer der größeren Skorpione: der Italienskorpion
Einer der größeren Skorpione: der Italienskorpion © (c) imago/blickwinkel (imago stock&people)

Der Schreck ist oft groß! Ohne es zu bemerken, werden Skorpione vom Urlaub mit nach Hause genommen - etwa weil sie sich im Campingequipment verkrochen haben. "Im Sommer bekommen wir viele Meldungen. Die Tiere überleben den Winter bei uns aber nicht", sagt Biologe Christian Komposch. Der gebürtige Kärntner ist Geschäftsführer von "Ökoteam". Was die Skorpione an der Oberen Adria betrifft, so meint er: "Das Gebiet ist reich an Skorpionen. Es sitzt quasi hinter jedem Stein einer." Besorgniserregend sei das aber nicht. Die Tiere sind nicht aggressiv, ein Stich sei zwar schmerzhaft, aber für den Menschen nicht gefährlich. Die größten Exemplare sind der Italienskorpion und der Triestinerskorpion mit Körperlängen von bis zu fünf Zentimetern (inklusive Schwanz).

Hundertfüßer

Der Mittelmeer-Skolopender hat Giftdrüsen
Der Mittelmeer-Skolopender hat Giftdrüsen © (c) imago images/blickwinkel (F. Hecker via www.imago-images.de)

Eine Länge von bis zu 15 Zentimetern erreicht der sogenannte Mittelmeer-Skolopender (Europäischer Riesenläufer). Seine Färbung ist gelblich-braun. Er lebt unter Steinen, ist äußerst flink und wendig und hat Giftdrüsen. Ein Biss führt beim Menschen zu leichten Vergiftungserscheinungen inklusive Schmerzen.

Spinnen

Die Falsche Schwarze Witwe ist auch in Österreich anzutreffen
Die Falsche Schwarze Witwe ist auch in Österreich anzutreffen © (c) imago/blickwinkel (imago stock&people)

Hier nennt Komposch vor allem drei Exemplare: die Europäische Schwarze Witwe, die Falsche Schwarze Witwe sowie die Ammen-Dornfingerspinne. Gerade einmal 1,5 Zentimeter groß, ist der Biss der Schwarzen Witwe extrem schmerzhaft - aber nicht tödlich. Und man trifft äußerst selten auf sie. Komposch: "Obwohl ich gezielt danach gesucht habe, habe ich nur selten eine gesehen." Die Dornfingerspinnen sind im Mittelmeerraum weit verbreitet, auch bei uns gibt es die Tierchen schon lange. Wird man gebissen, spürt man einen "brennenden Schmerz".

Schlangen

Kreuzotter in Kroatien
Kreuzotter in Kroatien © (c) imago stock&people (imago stock&people)

In Kroatien gibt es etwa 15 Schlangenarten. Die am häufigsten anzutreffenden Schlangen sind die Hornotter, die Kreuzotter und die Wiesenotter - alle drei sind giftig. "Wenn man etwa auf einsamen Stränden größere Steine oder Äste aufhebt, sollte man aufpassen", sagt Helga Happ, Expertin für Reptilien und Gifttiere und Leiterin des Reptilienzoos Happ in Klagenfurt. Ganz generell sollte gelten, so Happ: "Wenn ich im Ausland auf Urlaub bin, kann ich nicht so tun, als ob ich zu Hause in Österreich bin. Das ist ein Fehler, den viele im Urlaub machen. Man sollte immer im Kopf behalten, dass es dort auch Gifttiere gibt."