"Hier spricht die Polizei. Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen. Ihre Tochter ist bei uns. Sie hat einen Unfall verursacht", sagt ein Mann, der sich als Kommissar Franke vorgestellt. "Bis zur Verhandlung muss ihre Tochter in U-Haft. Es gäbe aber die Möglichkeit, am Bezirksgericht eine Kaution von 500.000 Euro zu hinterlegen. Wäre sie dazu bereit? Sonst müsste Ihre Tochter hier bleiben."

Jeden Tag versuchen Betrüger mit Schockgeschichten wie dieser, Kärntnerinnen und Kärntner um ihre Ersparnisse zu bringen. Häufig gelingt dies auch. Die beinahe täglichen Betrugsmeldungen stumpfen ab, werden oft nicht mehr wahrgenommen. Auf der anderen Seite häufen sich Kommentare wie: "Wie dumm kann man nur sein? Mir kann das nicht passieren."

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Aus diesen Gründen setzt die Kärntner Polizei jetzt im Kampf gegen Telefonbetrüger neben ihrer Ermittlungsarbeit auf einen anderen Weg. "Wir drehen gemeinsam den Spieß um", sagt Rainer Tripolt, Leiter der Kriminalprävention, insbesondere in Richtung der älteren Generation.

Rainer Tripolt, Leiter der Kriminalprävention, kürzlich bei einer Präventionsveranstaltung für Senioren in der Landespolizeidirektion
Rainer Tripolt, Leiter der Kriminalprävention, kürzlich bei einer Präventionsveranstaltung für Senioren in der Landespolizeidirektion © LPD Kaernten

Der Experte wünscht sich, dass Senioren stärker werden. Sie sollen motiviert werden, entgegen ihren bisherigen Gewohnheiten zu handeln. Ein Beispiel: Ältere Menschen warten gerne, bis sich ihre Kinder oder Enkel melden. Sie selbst wollen oft nicht anrufen, um im Beruf nicht zu stören. "Machen wir einen Deal: Wir warten nicht mehr. Sie rufen demnächst ihr Kind oder den Enkel an", sagt Tripolt. "Man darf auch stören."

Telefonat abbrechen

Viele ältere Menschen sind außerdem der Auffassung, dass man Telefonate nicht einfach so beenden darf. Sie getrauen sich deshalb im Ernstfall gar nicht, aufzulegen. "Genau darauf setzen die Betrüger", sagt Tripolt. "Sobald man aber ein Unbehagen spürt, sollte man das Telefonat unbedingt abbrechen", rät Tripolt. Häufiger Nein sagen und öfter mit Familie und Bekannten über Betrugsmaschen oder verdächtige Anrufe reden: Das kann auch helfen, wenn eines Tages tatsächlich der Schockanruf kommen sollte.

Die "Salzburger Nachrichten" haben ein von einem Trauerredner aufgenommenes Telefonat mit einem Betrüger veröffentlicht. Hören Sie sich das an! 

Die Beamten der Kriminalprävention halten regelmäßig Vorträge, informieren über aktuelle Warnungen, geben Tipps und helfen im Ernstfall. Die Kriminalprävention der Kärntner Polizei ist erreichbar unter der Telefonnummer 059133/20/3750 oder per E-Mail: LPD-K-LKA-Kriminalpraevention@polizei.gv.at.