In Kärnten ist am Montag eine spektakuläre Pleite bekannt geworden: Die Almdorf „Seinerzeit“ Touristik Aktiengesellschaft (AG) hat am Landesgericht Klagenfurt Insolvenz angemeldet. Laut Aussendung des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) gibt es 34,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten und 120 Gläubiger. 33 Mitarbeiter (22 Arbeiter und 11 Angestellte) sollen von der Pleite betroffen sein. „Die Schuldnerin plant die Fortführung des Unternehmens sowie den Abschluss eines Sanierungsplanes“, so der AKV. Es handelt sich um ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.

Der Sanierungsplan sieht eine 20-prozentige Quote binnen zwei Jahren nach Annahme vor. Zudem sei beabsichtigt, in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter laufende Investorengespräche zu vertiefen und einen Verkauf von Wirtschaftsgütern durchzuführen sowie bestehende Unternehmensteilbereiche auszugliedern, heißt es in der Mitteilung des Kreditschutzverband (KSV) 1870.

Die Verbindlichkeiten bestehen zu 66 Prozent gegenüber privaten Darlehensgebern und zu 30 Prozent gegenüber Personen aus der Gesellschaftersphäre. Die restlichen Verbindlichkeiten (vier Prozent) entfallen auf Lieferanten, Kunden und öffentliche Behörden. Als Aktiva gibt die Almdorf „Seinerzeit“ Touristik AG in ihrem Antrag rund 17,093 Millionen Euro an, somit ergibt sich eine rechnerische Überschuldung von 17,43 Millionen Euro.

„Ursachen nur spärlich angeführt“

Die im Jahr 1994 gegründete AG betreibt in Patergassen im Bezirk Feldkirchen auf rund 1400 Meter Seehöhe das Almdorf Seinerzeit: zwei Hoteldörfer aus insgesamt 51 Almhütten und Chalets im gehobenen Preissegment. AG-Vorstand und Geschäftsführer ist laut Firmen-Webseite Alfred Liechtenstein. Die Almdorf „Seinerzeit“ AG gehört Privatpersonen (21,89 Prozent) und der Almdorf Immobilien GmbH (78,11 Prozent), auch hier ist Liechtenstein Geschäftsführer. Letztere ist wiederum im Besitz einer Privatperson (1,68 Prozent) und der Eco Power Umwelttechnik GmbH (98,32 Prozent), mit Sitz in Übelbach in der Steiermark und Geschäftsführer Alfred Liechtenstein.

Die Ursachen der Insolvenz werden laut AKV „im Insolvenzantrag nur spärlich angeführt“. Es werde lediglich erklärt, dass „die Schuldnerin zahlungsunfähig ist und ihren Zahlungen im Sinne der Insolvenzordnung eingestellt hat. Das Unternehmen ist jedoch sanierungsfähig und -würdig“.

„Corona war ausschlaggebend“

Ausschlaggebend für die massiven Umsatzrückgänge und die Verlustzahlen sei die Coronakrise samt Lockdowns, Ausgangsregelungen etc. heißt es im Insolvenzantrag. Trotz intensiver Umstrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen wie Kurzarbeitsregelung, Reduktion der Mitarbeiterzahl, Verkauf von einzelnen Chalets und Grundstücken habe die Insolvenz nicht verhindert werden können.

Zum Insolvenzverwalter wurde Herbert Felsberger, Rechtsanwalt in Klagenfurt, bestellt. Die erste Gläubigerversammlung und Prüfungstagsatzung findet am 21. Mai 2024 und die Sanierungsplantagsatzung am 25. Juni 2024 statt.

Aufregung um Zwangsversteigerung

Um die Liegenschaft von Alfred Liechtenstein in der steirischen Marktgemeinde Übelbach gab es im Herbst 2022 einige Aufregung: Das 1173 Hektar große Areal sollte nämlich zwangsversteigert werden, um mindestens 20,74 Millionen Euro. Doch die am Bezirksgericht Graz-West angesetzte Versteigerung wurde im letzten Augenblick abgeblasen. Es gab eine Zahlungsvereinbarung zwischen einem betreibenden Geldinstitut und der verpflichteten Partei.