Jener Syrer (14), der am Sonntagnachmittag stark unterkühlt in einem Wald im Rosental gefunden worden war, war nicht der einzige Flüchtling, der am Wochenende über die Karawanken nach Kärnten gegangen ist. Am Bahnhof Rosenbach sind am Sonntagabend zwei weitere Flüchtlinge, junge Erwachsene (17 und 24), gefunden worden. Nach ersten Ermittlungen waren sie gemeinsam mit dem 14-Jährigen unterwegs. Das habe der Bursche in seiner ersten Einvernahme durch die Polizei gesagt, so Waltraud Dullnigg, Sprecherin der Landespolizeidirektion Kärnten.

Sie sind zu dritt in Slowenien aufgebrochen, zuerst mit dem Zug bis Jesenice gefahren und von dort zu Fuß weitergegangen. Als den Burschen die Kraft verlassen hat, haben die beiden anderen Syrer ihn wohl zurückgelassen. Details wollte der 14-Jährige, vermutlich aus Angst vor Racheaktionen, nicht sagen. Ein Wanderer hat den Burschen schließlich gefunden, die Einsatzkräfte alarmiert und dem Syrer das Leben gerettet.

Der Flüchtlingsstrom nach Kärnten dürfte jetzt wieder größer werden. Dafür, so ein Polizist, der nicht namentlich genannt werden will, gibt es zwei Gründe: Zum einen die steigenden Temperaturen, die viele Flüchtlinge dazu verleiten, sich Richtung Österreich aufzumachen. Die andere Ursache ist in Slowenien zu finden. Das Flüchtlingslager in der Gemeinde Logatec ist übervoll, so der Polizist: „Alle wollen von dort nur noch weg.“

Lager in Slowenien überfüllt

Bereits zu Jahresende hat das slowenische Nachrichtenportal „24ur.com“ über die Situation in Logatec berichtet: „Immer mehr Migranten, immer weniger Betten: Wo werden sie untergebracht?“, schrieb „24ur.com“ damals. Derzeit sind in dem Quartier 350 Flüchtlinge untergebracht, dreimal so viele wie vorgesehen, berichtet Nova24TV. Und auch das größte Flüchtlingslager, jenes in Vič bei Laibach, ist mit 600 Flüchtlingen voll. Vergangenen September waren dort kurzzeitig sogar 1000 Menschen, doppelt so viel wie vorgesehen, untergebracht. Der Großteil der Migranten bleibt im Schnitt nicht mehr als fünf Tage in Slowenien, ehe sie nach Norden weiterziehen. Fast immer mit Schleppern.

Ob es sich dabei um einen Flüchtling handelt, der in Rosenbach aufgegriffen wurde, ist noch unklar
Ob es sich dabei um einen Flüchtling handelt, der in Rosenbach aufgegriffen wurde, ist noch unklar © Privat

Kniehoch im Schnee

Die Männer haben dann unter Lebensgefahr, zu Fuß und natürlich nicht entsprechend ausgerüstet, das Gebirge überquert. Über einen Forstweg in Slowenien marschierten sie auf den Berg. Dort, auf der Südseite, ist der Schnee schon vielfach geschmolzen, die Wege sind einigermaßen frei, so ein Jäger aus dem Rosental. Über den rund 1600 Meter hohen Rosenbachsattel geht es weiter in Richtung Kärnten. „Bergab wird es dann gefährlich, weil vielerorts noch kniehoch Schnee liegt und Winter ist“, sagt der Jäger.

Ein Wanderweg führt hinunter nach Rosenbach. Entlang der Strecke sind mehrere Wildkameras montiert. Eine hat am vergangenen Samstag gegen 8 Uhr in der Früh zwei Flüchtlinge fotografiert, die vom Rosenbachsattel bergab gegangen sind. Ob es sich dabei um jene Männer handelt, die nahe dem Bahnhof Rosenbach festgenommen worden sind, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.

Der 14-jährige syrische Staatsbürger, der von einem Wanderer in 1200 Meter Seehöhe gefunden und von Einsatzkräften geborgen wurde, ist nach wie vor im Klinikum Klagenfurt. Er ist außer Lebensgefahr, sein Zustand ist stabil, er wird aber nach wie vor intensivmedizinisch betreut. Der 17- und der 24-Jährige wurden inzwischen in Flüchtlingsunterkünfte außerhalb Kärntens gebracht.