Wer keine Party auslassen will, muss gut organisiert sein. Baumeister Richard Lugner verlässt sich dabei auf sein Handy. Eine darauf gespeicherte Einladung zeigte der 91-Jährige am Wochenende bei der Opernredoute in Graz besonders stolz herum. Die Villacher Faschingsgilde bittet den Doyen der österreichischen Seitenblicke-Gesellschaft vor der TV-Aufzeichnung der heurigen Sitzung am Samstag zu einer „persönlichen Ehrung“. Lugner weiß nicht, was ihn erwartet, geht aber „ergebnisoffen“ in den Termin: „Es wird schon nichts Schlimmes sein. Ich freue mich sehr darauf.“

Richard Lugner: „Sie haben mich reingelegt!“

Beim Villacher Fasching ist Lugner seit mehr als 30 Jahren Stammgast, obwohl der Anfang holprig war: Der damalige Faschingskanzler Gernot Bartl lud den Wiener Baumeister Anfang der 1990er-Jahre erstmals zur sogenannten Fernsehsitzung ein. Irrtümlich kam Lugner jedoch am Freitag, dem Vorabend der TV-Aufzeichnung. „Sie haben mich reingelegt. Jetzt komme ich gar nicht ins Fernsehen“, polterte der Partytiger am nächsten Tag beim damaligen ORF-Unterhaltungschef Dieter Böttger, der ihn aber beruhigen konnte. Aus Sicherheitsgründen zeichnet der ORF auch den Vorabend auf, natürlich gab es jede Menge Fernsehbilder vom lachenden und applaudierenden Baumeister. Und diese wurden auch reichlich in die ausgestrahlte Fernsehfassung hineingeschnitten.

Seither ist Lugner dem Villacher Fasching in Freundschaft verbunden, Gast jeder TV-Sitzung und war schon mit jeder weiblichen Begleiterin mindestens einmal in Villach. „Wir schätzen ihn als guten Geschäftsmann, der sich bestens verkauft“, schmunzelt Bartl, mittlerweile Faschingskanzler im Ruhestand, über seinen Freund Lugner, „nach jeder Begrüßung der Ehrengäste fragt er, ob er wohl auch wirklich den größten Applaus hatte.“ Der Promi ist für fast jeden Spaß zu haben. Wie ein Popstar flaniert er durch das Kongresshaus, lässt sich mit Fans fotografieren, schreibt Autogramme und als der Villacher Fasching den TV-Hit „Wir sind Kaiser“ parodierte, spielte er sich in der Fernsehsitzung auf der Bühne gleich selbst. Heuer gab es sogar einen Gegenbesuch: Eine Abordnung der Gilde sorgte in der Wiener Lugner-City für Faschingsstimmung.

Lugner spielte sich beim Villacher Fasching selbst
Lugner spielte sich beim Villacher Fasching selbst © Dieter Kulmer

Zu Alexander Telesko entwickelte sich eine besondere Freundschaft. Villachs legendärer Faschingsapotheker widmete ihm in jeder seiner Prangerreden ein paar Zeilen. Als der Baumeister einmal lange vergeblich nach einem Opernball-Stargast suchte und schließlich bei Dieter Bohlens Ex Nadja „Naddel“ Abd el Farrag fündig wurde, reimte Telesko auf der Bühne: „Endlich hat der Mörtel die Naddel im Heuhaufen gefunden.“ Lugner war begeistert, erzählt Telesko: „Er hat sich immer riesig gefreut und bei mir bedankt.“ Klar also, dass Telesko für seinen Mörtel auch die Laudatio zu dessen 90. Geburtstag halten durfte  und auch diese mit einer Pointe endete. Lugner kandidierte vor knapp 20 Jahren für das Präsidentenamt, Kärnten bewarb sich um die Olympischen Spiele. Wären beide Träume in Erfüllung gegangen, hätte Präsident Lugner in Klagenfurt die Eröffnungsrede halten müssen. “Null, null, null, null, null“, hätte der Baumeister laut Telesko begonnen, „worauf Mausi mit hochrotem Kopf auf ihn zugelaufen wäre. Richie, der Text ist weiter unten, das sind nur die Olympischen Ringe.“

Video: Richard Lugner feiert auf der Grazer Opernredoute

Video: Red Carpet bei der Grazer Opernredoute