Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hält einen zweiten landesweiten Lockdown als Reaktion auf die stark steigenden Corona-Infektionszahlen für möglich. "Ich schließe es nicht aus", sagte er der BBC. "Wenn sich alle an die Regeln halten, dann können wir weitere nationale Lockdowns vermeiden, aber wir müssen natürlich bereit sein, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es notwendig ist."

Er wolle aber keinen zweiten Lockdown. Am Samstag hatten die Behörden mit 4.422 Neuinfektionen die größte Zunahme seit dem 8. Mai verzeichnet.

Hohe Geldstrafen für Verstöße gegen Quarantäne

Als Reaktion auf die drastisch zunehmenden Infektionen mit dem Coronavirus in England führt die Regierung hohe Geldstrafen für Verstöße gegen die Quarantäne-Regeln ein. Wer positiv auf das Virus getestet wird oder nach Kontakt zu Infizierten von den Gesundheitsbehörden zur Selbstisolierung angehalten wird, muss sich künftig zwingend in Quarantäne begeben.

Wird diese Pflicht missachtet, drohen Geldstrafen von mehreren Tausend Euro. Die neue Vorschrift tritt in England am 28. September in Kraft und soll möglicherweise auf ganz Großbritannien - also auch Schottland, Wales und Nordirland - ausgedehnt werden.

Auch für Unternehmen

"Wir können das Virus am besten bekämpfen, wenn sich alle an die Regeln halten und in Selbstisolation begeben, sobald das Risiko besteht, dass sie das Coronavirus weiterverbreiten könnten", sagte Premierminister Boris Johnson. Die Mindeststrafe für Verstöße soll bei umgerechnet 1.100 Euro liegen, Wiederholungstätern drohen Geldbußen bis zu 11.000 Euro (10.000 Pfund). Der Höchstbetrag wird auch für Unternehmen fällig, die Beschäftigte an den Arbeitsplatz beordern, obwohl diese eigentlich in Selbstquarantäne bleiben müssten. Geringverdiener, die aus Infektionsschutzgründen zuhause bleiben müssen und nicht im Home-Office arbeiten können, sollen zur Entschädigung eine Einmalzahlung von umgerechnet 550 Euro bekommen.

Landesweiter Lockdown droht

Wegen der sich dramatisch verschlimmernden Corona-Lage droht Großbritannien zurzeit ein erneuter landesweiter Lockdown. Johnson hatte am Freitag gesagt, auch wenn sich niemand eine solche Maßnahme wünsche, sei die zweite Ausbruchswelle auch in Großbritannien angekommen. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge hat das wissenschaftliche Beratergremium der Regierung ("Sage") einen zweiwöchigen Lockdown während der Schulferien im Oktober empfohlen, um die stark steigenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Innerhalb Europas ist Großbritannien mit Blick auf die Todesfälle das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land.