Die Menschen und Tiere leiden unter den brütenden Temperaturen in Spanien und Frankreich und in Teilen der USA. Für Europa wird der Höhepunkt der Hitzewelle für heute, Samstag, erwartet. Bereits am Donnerstag hatte Frankreich so früh wie noch in der Messgeschichte die 40-Grad-Marke durchbrochen.

"Dies ist erst der Anfang einer der größten Hitzewellen in der Geschichte Frankreichs. Unzählige Rekorde sind im Begriff zu fallen", sagte der Meteorologe Scott Duncan auf Twitter.

Erst die Hitze, dann die Unwetter

Zum Höhepunkt der Hitzewelle in Frankreich werden am Samstag Spitzentemperaturen von bis zu 43 Grad erwartet. Es sei davon auszugehen, dass absolute Hitzerekorde gebrochen würden, teilte der Wetterdienst Météo France mit. "Es handelt sich um eine wirkliche Ausnahmesituation", hieß es. Flächendeckend wurden Temperaturen von 35 bis 39 Grad erwartet. 

Verbunden mit der schon länger anhaltenden großen Trockenheit herrschte in Frankreich große Waldbrandgefahr, immer wieder rückte die Feuerwehr zu Brandherden in der Natur aus. Ab der Nacht auf Sonntag wird in Frankreich von der Atlantikküste kommend mit Unwettern gerechnet, die später weitere Landesteile erfassen. Örtlich könnten diese Unwetter von heftigen Windstößen und starken Gewittern begleitet werden. Gerechnet wird mit einem Ende der Hitzewelle, die sich lediglich in Ostfrankreich noch länger halten wird.

Bei extremer Hitze starben bereits am Freitag zwei Pensionisten an der Westküste am Strand von Pornichet, wie der Sender France Info berichtete. Ein 80-Jähriger hatte sich bei praller Sonne auf sein Handtuch gelegt. Als er sich nicht mehr bewegte, riefen andere Strandgäste um Hilfe. Der Mann erlitt offenbar einen Hitzschlag. Zwei Stunden später sackte ein 82-Jähriger tot im Wasser zusammen. Bei einer Wassertemperatur von 16 Grad und einer Lufttemperatur von 35 Grad wurde ein tödlicher Kälteschock vermutet.

Ab der Nacht auf Sonntag wird in Frankreich von der Atlantikküste kommend mit Unwettern gerechnet, die später weitere Landesteile erfassen. Örtlich könnten diese Unwetter von heftigen Windstößen und starken Gewittern begleitet werden. Gerechnet wird mit einem Ende der Hitzewelle, die sich lediglich in Ostfrankreich noch länger halten wird.

Wettervorschau: So wird das Wetter in ihrer Gemeinde

Hitzewelle in Griechenland ab Mitte kommender Woche

Halb Griechenland bleibt unterdessen vorerst verregnet, nächste Woche soll Hitze folgen. Wer auf Kreta und den Kykladeninseln urlaubt, darf sich hingegen über ungetrübten Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad freuen. Meteorologen rechnen damit, dass die Hitzewelle über Westeuropa Griechenland erst ab Mitte kommender Woche erreicht - und dann vermutlich in abgeschwächter Version.

Dürre in Italien

Den Italienerinnen und Italienern macht die Hitze ebenfalls zu schaffen. Für das Wochenende wird mit Temperaturen gerechnet, die das Rekordhoch von Mai 2003 überragen könnten, warnen die Wetterexperten. Die für Mai ungewöhnliche Hitzewelle verschärft die Dürre, die Italien bereits seit Monaten heimsucht.

Norditaliens Po-Ebene leidet unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren. In dem stark landwirtschaftlich geprägten Gebiet rationierten einige Gemeinden inzwischen die Wasserverteilung. Nach Angaben des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti bedroht die Trockenheit die Hälfte der Anbauflächen in der Po-Ebene und fast ein Drittel der landesweiten Agrarproduktion. Der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana, sprach von einer "außergewöhnlich schwierigen Lage". Er kündigte die baldige Ausrufung des Notstands an.

Schlimmste Juni-Hitzewelle seit 1950 in Spanien

Die schlimmste Juni-Hitzewelle seit 1950 in Spanien hat Thermometer am Samstag örtlich auf mehr als 44 Grad steigen lassen. Eine wirkliche Abkühlung gab es auch nachts nicht, in weiten Teilen des Landes sanken die Temperaturen nach dem Untergang der Sonne kaum auf 20 Grad ab.

In den Städten Spaniens suchten die Menschen oft in Brunnen, Eissalons und klimatisierten Einkaufszentren nach Abkühlung, wie Medien berichteten. Die Strände an der Mittelmeer- und auch an der Atlantikküste waren teils schon am frühen Samstagvormittag voll. Der Rekord dieser Hitzeperiode wurde am Freitag im andalusischen Andújar mit 44,2 bis 44,3 Grad registriert.

Besonders heiß sollte es am Samstag nach Angaben des Wetterdienstes Aemet mit 40 bis 42 Grad vor allem in den Regionen Katalonien, Navarra und Baskenland im Nordosten und Norden des Landes sowie in Andalusien im Süden werden. Auch sonst war es alles andere als kühl: In der Hauptstadt Madrid sollte die Quecksilbersäule am Samstag auf bis zu 39 Grad klettern. Auf der Ferieninsel Mallorca wurden bis zu 37 Grad erwartet. Sogenannten tropische Nächte bringen die Spanier um den Schlaf.

Mehrere Waldbrände in verschiedenen Teilen Spaniens haben die Feuerwehr und die Bewohner der betroffenen Gebiete am Freitag weiter in Atem gehalten. Am schlimmsten war die Situation in der Provinz Zamora im Nordwesten des Landes. Dort zerstörten die Flammen am Gebirgszug Sierra de la Culebra unweit der Grenze zu Portugal bis Freitagmittag rund 9.000 Hektar, wie der staatliche Fernsehsender RTVE unter Berufung auf Feuerwehrsprecher berichtete. Das entspricht einer Fläche von knapp 13.000 Fußballfeldern.

In Zamora wurden die Flammen am Freitag von 220 Angehörigen der Feuerwehr und des Zivilschutzes bekämpft. Rund 600 Bewohner von acht Dörfern seien in Sicherheit gebracht worden, hieß es. Mehrere Landstraßen waren laut RTVE seit Donnerstag gesperrt.

Die Trockenheit, die schon seit mehreren Tagen anhaltende extreme Hitzewelle mit Temperaturen von teils über 40 Grad in weiten Teilen des Landes und auch die teilweise sehr heftigen Winde begünstigen nach Angaben von Experten die Waldbrände. Größere Gemeinden würden von den Flammen allerdings vorerst nicht bedroht, hieß es.

In Katalonien im Nordosten Spaniens wüteten am Freitag vier größere Waldbrände, die zusammen bereits rund 3.000 Hektar Wald dem Erdboden gleichgemacht hatten. In der Provinz Saragossa auf halbem Wege zwischen Madrid und Barcelona zerstörten die Flammen weitere 1.200 Hektar. Alarm wegen Waldbrandgefahr galt am Freitag in allen 17 Regionen, den Autonomen Gemeinschaften des Landes. Also unter anderem auch auf den Balearen mit der Urlaubsinsel Mallorca.

43 Grad in den USA

Auch Teile Nordamerikas werden gerade von einer Hitzewelle getroffen. Vor allem im Südosten der USA herrschen heiße und feuchte Bedingungen. In Kansas, wo infolge der schwülen Hitze Tausende Rinder verendeten, werden bis zu 110 Grad Fahrenheit erwartet, das sind über 43 Grad Celsius.

Hohe Temperaturen auch in Deutschland und der Schweiz

Hohe Temperaturen haben viele Menschen in weiten Teilen Deutschlands ins Schwitzen gebracht und ins Freibad getrieben. Auf der Website des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zog sich am Samstag eine Warnung vor Hitze in einem Streifen von Saarbrücken bis an die Ostgrenze Brandenburgs und Sachsens.

An der See zeigte das Thermometer laut der Vorhersage Werte von 19 bis 23 Grad, ansonsten 27 bis 35, und im Südwesten am Samstag sogar örtlich bis 38 Grad. In Bayern riet der DWD bei Höchstwerten von etwa 37 Grad zu "kühlen Getränken und Schatten". Vor allem in Unterfranken könnten die Temperaturen auf lokale Rekordwerte für den Monat Juni steigen.

In der Schweiz sind am frühen Samstagnachmittag verbreitet Temperaturen von über 30 Grad gemessen worden. Auch hier rechneten Meteorologen am Wochenende lokal mit neuen Juni-Rekordwerten.

Hitzetelefon wieder in Betrieb

Die erste Hitzewelle ist da, und somit nimmt das Gesundheitsministerium wieder das Hitzetelefon in Betrieb: Unter der kostenlosen Hotline 050-555-555 geben Fachleute Ratschläge, wie man sich vor der Belastung durch die hohen Temperaturen am besten schützt. "Nur durch frühzeitige Vorsorge können Gesundheitsrisiken in den Hitzeperioden vermieden werden", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Das Hitzetelefon sei ein Präventionsangebot mit persönlicher Information.

Direkte Folge globaler Erwärmung

Die Zunahme der Hitzewellen ist laut Wissenschaftern eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Dabei nehmen sowohl Intensität als auch Dauer und Häufigkeit dieser Phänomene zu.

Die Vereinten Nationen warnten vor der weltweiten Zunahme von Dürreperioden. "Immer mehr Länder und Menschen werden von Dürren bedroht sein", sagte Ibrahim Thiaw vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (CNULCD) in Madrid. In den kommenden acht Jahren könne die Hälfte der Menschheit von Wasserknappheit betroffen sein, sagte Thiaw. Er rief die Länder zum sofortigen Handeln auf, um "humanitäre Katastrophen" zu verhindern.