Nach einer russischen Behördenschikane hat die AUA den für Donnerstagvormittag geplanten Linienflug OS601 aus Wien nach Moskau absagen müssen. Die Maschine der Fluggesellschaft hätte aufgrund einer Empfehlung der EU-Agentur für Luftsicherheit EASA Weißrussland umfliegen sollen. Die russischen Behörden erteilten dafür aber keine Genehmigung. Seitens des Außenministeriums hieß es auf APA-Anfrage: "Die russische Reaktion ist für uns absolut nicht nachvollziehbar."

Das sei seitens des Wiener Außenamts am Donnerstag dem russischen Botschafter kommuniziert worden, bestätigte auch Außenminister Alexander Schallenberg vom Treffen mit seinen Amtskollegen in Lissabon eine entsprechende Aussendung in einem APA-Telefonat. Der österreichische Botschafter in Moskau habe diese Position auch gegenüber Russland dargelegt.

"Die Aufforderung des Europäischen Rats an alle Fluggesellschaften mit Sitz in der EU, Flüge über Belarus zu vermeiden, war eine Reaktion auf den beispiellosen Akt der brutalen Luftpiraterie vom vergangenen Wochenende. Hier es ging es um legitime Sicherheitsbedenken der EU", hieß es in der Stellungnahme weiter. "Diese liegen im Fall von Flugverbindungen nach und über Russland nicht vor. Die russische Reaktion steht also in keinem Verhältnis dazu."

Russland wurde dringend aufgefordert, "hier für eine Klarstellung zu sorgen und den freien Luftverkehr zwischen Russland und Europa nicht künstlich zu behindern." Es sei sowohl im österreichischen als auch im russischen Interesse, dass alle Flüge nach und über Russland weiterhin problemlos durchgeführt werden können."

"Eine Änderung von Flugrouten muss behördlich genehmigt werden. Die russischen Behörden haben uns diese Genehmigung nicht erteilt", hatte eine Sprecherin von Austrian Airlines bereits zuvor gegenüber der APA erklärt. Gleichzeitig konnte sie keine Angaben darüber machen, ob auch weitere geplante AUA-Flüge mit dem gleichen Problem konfrontiert sein könnten. Im für Zivilluftfahrt zuständigen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) sei man über die Situation informiert, bestätigte ein Ministeriumssprecher der APA.

Wie die APA am späten Nachmittag in diplomatischen Kreisen erfuhr, war Wien-Moskau nicht der einzige von russischen Schikanen betroffene Flug von Austrian. Auch die für Donnerstag geplante Cargo-Verbindung aus Wien in das chinesische Nanjing musste aus den gleichen Gründen wie OS601 gecancelt werden, bestätigte der APA eine Sprecherin der österreichischen Fluggesellschaft. Laut dem Informationsdienst Flightradar fällt deshalb am Freitag auch der Linienflug OS6030 von Nanjing nach Wien aus.

Das Moskauer Zeitung RBK deutete am Donnerstagabend (Onlineausgabe) eine baldige Lösung an. Mit Verweis auf einen anonymen russischen Branchenvertreter berichtete sie von einer laufenden Beratung in der Zivilluftfahrtbehörde Rossawiazii, bei der die Genehmigung veränderter Flugrouten europäischer Fluggesellschaften unter Umgehung Weißrusslands besprochen werde. Eine weitere anonyme Quelle aus dem Umfeld des russischen Verkehrsministerium versicherte der Zeitung zudem, dass mit einer baldigen Genehmigung zu rechnen sei. Er begründete die Verzögerung damit, dass neue Routen erarbeitet hätten werden müssen.

Noch am Montag hatte ein AUA-Flug nach Moskau und retour nach Wien problemlos Weißrussland (Belarus) umfliegen können, dafür waren auch die nötigen Bewilligungen erteilt worden. Am Mittwoch und auch am Donnerstag wurden jedoch Air France-Flüge von Paris nach Moskau gecancelt, nachdem keine russische Genehmigung erteilt worden war.

Antwort auf Zwangslandung des Ryanair-Flugs

Als Reaktion auf die Zwangslandung eines Ryanair-Flugs aus Athen nach Vilnius in Minsk hatte die EU Einschränkungen für den zivilen Flugverkehr verkündet. Die Fluggesellschaften mieden seit Montag den Luftraum über Weißrussland. Auch vonseiten der AUA hieß es, der weißrussische Luftraum werde "bis auf Weiteres" umflogen und Minsk derzeit nicht angeflogen.

Die Behörden des autoritär geführten Landes hatten am Sonntag das Ryanair-Flugzeug mithilfe eines Kampfjets zur Landung in Minsk gezwungen - angeblich wegen einer islamistischen Bombendrohung der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Ein Hamas-Sprecher wies dies jedoch als "absurd" zurück. Ziel der Aktion war offensichtlich, den regierungskritischen Blogger Roman Protassewitsch, der sich an Bord der Maschine befand, festzunehmen.

Botschafter: "Unzulässige Politisierung"

Als erster offizieller Vertreter Russlands kommentierte am Abend schließlich auch der russische Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, die Vorgänge. Für die Veränderung der Flugrouten seien ausschließlich die Flugbehörden zuständig. "Jeder Politisierung ist hier unzulässig, umso mehr, da sie vom Standpunkt der Sicherheit für Flüge und Passagiere gefährlich ist", schrieb der Botschafter auf Facebook.

Er sei mit den (österreichischen, Anm.) Kollegen völlig einer Meinung, ergänzte er: Die ehebaldigste und vollwertige Wiederherstellung der Flugverbindung zwischen Russland und Österreich entspreche den wechselseitigen Interessen und der gemeinsamen Aufgabe, bilateral wirtschaftlichen, humanitären und touristischen Austausch zu entwickeln, erklärte der Diplomat. "Das ist nur auf Grundlage eines professionellen, konstruktiven und wechselseitig nützlichen Dialogs der Flugbehörden unser beider Länder und ohne jeglichen politischen Druck zu lösen", schloss er.