Am 35. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl hat die Ukraine am Montag der Opfer gedacht. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, erinnerte bei einer Gedenkveranstaltung in der Hauptstadt außerdem an die vielen Menschen, die damals "zum Preis ihrer eigenen Gesundheit und ihres Lebens mit den Folgen der technischen Katastrophe kämpften". Mehr als 600.000 Menschen halfen bei der Beseitigung der Folgen. Sie löschten etwa den Brand und räumten Trümmer weg.

Heute leben laut Klitschko in Kiew mehr als 48.000 von der Katastrophe Betroffene, Umgesiedelte und sogenannte Liquidatoren. Anlässlich des Jahrestages erhielten alle eine einmalige Zahlung von umgerechnet zwischen 18 und 30 Euro. Landesweit blendeten die TV-Sender eine Trauerkerze ein und erinnerten an die Explosion des Blocks 4 im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl im April 1986, die als die größte Katastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft gilt. In der Folge wurden radioaktiv verstrahlte Landstriche um die Atomruine gesperrt. Es gab Tausende Tote und Verletzte. Zehntausende wurden zwangsumgesiedelt.

Geisterstadt als Besuchermagnet

Die Ukraine will das Sperrgebiet um das Atomkraftwerk zunehmend wirtschaftlich nutzen – auch touristisch, wie der ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sagt. Die unter strengen Sicherheitsvorkehrungen angebotenen Führungen sind schon jetzt ein Besuchermagnet. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie besuchten jährlich bis zu 100.000 Touristen, mehr als die Hälfte davon Ausländer, den Ort der Katastrophe und die nahe Geisterstadt Prypjat.

Die Touristen kommen vor allem wegen der schaurig-schönen Fotomotive, auch „Lost Places“ genannt. Dazu zählt etwa ein wegen der Atomkatastrophe nicht mehr fertiggestellter Vergnügungspark. Zur Popularität von Tschernobyl als Reiseziel hat in den vergangenen Jahren auch der Erfolg der gleichnamigen TV-Serie beigetragen.