Im Zuge des Armeeeinsatzes gegen die Brände im brasilianischen Amazonasgebiet sind binnen eines Monats mehr als 60 Verdächtige festgenommen und Strafen in Millionenhöhe verhängt worden. Das sagte der brasilianische Verteidigungsminister Fernando Azevedo e Silva am Montag in Brasilia. Seit dem Ende August gestarteten Einsatz seien 63 Verdächtige festgenommen worden.

Die verhängten Strafen im Zusammenhang mit den Waldbränden belaufen sich demnach auf umgerechnet 7,9 Millionen Euro. Im August wurden im brasilianischen Amazonasgebiet 30.901 Brandherde gezählt, wie bei der Pressekonferenz unter Berufung auf das brasilianische Institut für Weltraumforschung (Inpe) mitgeteilt wurde. Das sind fast drei Mal so viele wie im August 2018.

Nicht nur Amazonas betroffen

Der Verteidigungsminister hob jedoch hervor, dass es sich bei den Amazonas-Bränden nicht nur um Waldbrände handle, sondern auch andere Gebiete betroffen seien. Die Zahl der Brände in den Tropenwäldern selbst habe vom 1. bis 22. August sogar deutlich unter der im August üblichen Zahl gelegen. Azevedo kritisierte, insbesondere im Ausland werde behauptet, "dass der Amazonas in Flammen steht". "Wir zeigen die Wahrheit, ich glaube, sie ist weit von einem Amazonas in Flammen entfernt." Allerdings herrsche über die Lage in bestimmten Regionen, insbesondere im Zentrum des Amazonas, "Besorgnis", fügte der Verteidigungsminister hinzu.

Das Inpe-Institut hatte Anfang September mitgeteilt, dass sich die Vernichtung der Regenwälder im brasilianischen Amazonasgebiet binnen eines Jahres nahezu verdoppelt habe. Der ultrarechte brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro steht den Warnungen des Forschungsinstituts allerdings skeptisch gegenüber.

Der seit Jahresbeginn amtierende Präsident ist eng mit der Agrarlobby verbündet und hat Umweltschutzauflagen gelockert. Brasilianische Bauern durften zuletzt nicht mehr fünf, sondern 20 Hektar Fläche abbrennen, um Platz für Ackerbau und Viehzucht zu machen. Die Behörden, die illegale Rodungen verhindern sollen, wurden unter Bolsonaro geschwächt. Für seine Rede bei der UNO-Generaldebatte am Dienstag kündigte Bolsonaro an, einmal mehr die Souveränität seines Landes zu betonen.

Zentrale Bedeutung für das Klima

Die Amazonas-Wälder spielen eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des globalen Klimas. Wegen der zahlreichen Brände in der Region geriet Bolsonaro daher international unter Druck. Am 23. August unterzeichnete er schließlich ein Dekret für einen Armeeeinsatz gegen die Brände am Amazonas. Am vergangenen Freitag wurde dieser Einsatz bis 24. Oktober verlängert.

Am Montag fand in New York ein UNO-Treffen zum Naturschutz in der Amazonasregion statt. Dabei wurde mitgeteilt, dass die Interamerikanische Entwicklungsbank und die Organisation Conservation International weitere 500 Millionen Dollar (455,17 Mio. Euro) für den Schutz der tropischen Regenwälder bereitstellen.