Durch den Hurrikan "Irma" sind auf den französischen Karibikinseln Saint-Barthelemy und Saint-Martin mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Mindestens zwei weitere seien schwer verletzt worden, teilte die französische Regierung am Mittwochabend mit. Überseeministerin Annick Girardin machte deutlich, dass sich diese Bilanz noch ändern könne. Die Pariser Regierung ist am Abend zu einem Krisentreffen zusammengekommen. An der Zusammenkunft im Innenministerium nahm auch Präsident Emmanuel Macron teil, berichtete Innenminister Gerard Collomb.

Am Mittwoch war Wirbelsturm "Irma" zunächst über die Kleinen Antillen gezogen und brachte starken Regen und Wind.  Auf Saint-Martin wurde das Gebäude der Präfektur teilweise zerstört. Überseeministerin Annick Girardin kündigte an, noch am Abend auf die französische Karibikinsel Guadeloupe zu reisen. Laut Innenministerium wurde die sturmbedingte Ausgangssperre für Saint-Barthelemy und Saint-Martin aufgehoben. "Irma" dürfte am Samstag das US-Festland bei Florida erreichen.

Tropensturm "Jose" wird zum Hurrikan

Nach dem Zerstörungszug von "Irma" muss sich die Karibik auf einen weiteren Hurrikan einstellen. Der Tropensturm "Jose" ist am Mittwochnachmittag (Ortszeit) zu einem Hurrikan der Kategorie 1 mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde angewachsen, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. "Jose" befand sich 1.675 Kilometer östlich der Kleinen Antillen in der östlichen Karibik. Bis Freitag könnte er zu einem Hurrikan der Kategorie 3 werden, hieß es aus Washington. 

Die Experten des NHC stuften indes auch "Katia" zum Hurrikan der ersten Kategorie hinauf. Wie "Jose" erreichte auch "Katia" am Mittwoch Geschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern. "Katia" befand sich 295 Kilometer östlich der Stadt Mexiko und dürfte in den kommenden 48 Stunden weiter an Stärke gewinnen. Allerdings sollte er sich in den kommenden Tagen nicht auf das Festland zu bewegen.

Entstehung eines Hurrikans
Entstehung eines Hurrikans © (c) APA

Millionen sahen gefälschte "Irma"-Videos auf Facebook

Auf Facebook kursieren gefälschte Videos, die angeblich schwere Schäden infolge des Hurrikans "Irma" zeigen. Wie der US-Sender CNN berichtete, wurde allein ein Video mit einem "Live"-Vermerk bis zum Mittwochnachmittag (Ortszeit) mehr als sechs Millionen Mal angesehen, bevor es von der Seite des Sozialen Netzwerks verschwand. Zuvor war es 160.000 Mal geteilt und hundertfach kommentiert worden.

Nach CNN-Angaben stammt der Film aus dem Dezember 2016 und zeigt einen Zyklon in Indien. Er dauerte nur drei Minuten, lief aber in einer Wiederholungsschleife zwei Stunden lang. Er erschien laut CNN mit dem blauen Verifikationsmerkmal von Facebook, was seinen hohen Verbreitungsgrad mit erklären könnte.

Ein zweites, bereits am Dienstag gepostetes Video zeigte angeblich Schäden auf der Karibikinsel Barbuda. Es wurde 20 Millionen Mal angesehen und 600.000 Mal geteilt. Es datiert laut CNN auf den Mai 2016 und war auch am Mittwoch noch erreichbar. Von Facebook gab es dazu zunächst keinen Kommentar.

37 Millionen Menschen könnten betroffen sein

Bis zu 37 Millionen Menschen könnten nach Schätzungen der Vereinten Nationen von den Auswirkungen des Hurrikans "Irma" betroffen sein. Das sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Mittwoch vor Journalisten in New York. Ein Hilfsteam der Vereinten Nationen sei bereits auf die Karibikinsel Barbados gereist, weitere Teams stünden bereit. In Haiti hätten sich dort stationierte UN-Mitarbeiter auf den Hurrikan vorbereitet und stünden ebenfalls bereit, Nothilfe zu leisten.

Aufnahmen von der Internationalen Raumstation aus dem All machen Irmas Ausmaß erst deutlich:

Die französischen Inseln Guadeloupe und Martinique seien von Hurrikan "Irma" weniger hart getroffen worden. Für Guadeloupe hatten die Behörden die Hurrikan-Warnung wieder aufgehoben. "Irma", ein Hurrikan der Stufe 5, ist der stärkste je in dieser Region registrierte Sturm. Am Mittwoch traf er bei der kleinen Karibikinsel Barbuda erstmals auf Land. "Irma" bewegt sich langsam in Richtung Puerto Rico und Kuba. Der Norden von Saint-Martin gehört zu Frankreich, der Süden zu den Niederlanden.

Flugverkehr beeinträchtigt

"Irma" beeinträchtigt auch den Luftverkehr in die Karibik und die USA. Die Lufthansa-Tochter Eurowings teilte am Mittwoch mit, aufgrund der Extremwetterlage werde in den kommenden Tagen der Betriebsablauf gestört.

Passagiere, die im Zeitraum 6. bis 11. September die Flugziele Havanna und Varadero in Kuba sowie Punta Cana und Puerto Plata in der Dominikanischen Republik sowie die US-Städte Miami oder Orlando gebucht haben, könnten kostenlos umbuchen - und zwar in den Zeitraum 12. September bis 12. Oktober. Kunden, die ihren Flug als Teil einer Pauschalreise gebucht haben, sollten sich an ihren Reiseveranstalter wenden.

Katastrophale Schäden befürchtet

Noch bevor der Sturm mit einer Ausdehnung von der Größe Frankreichs auf Land traf, hatte ihn das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA auf die höchste Kategorie 5 hochgestuft. Damit ist "Irma" noch stärker als "Harvey", der Ende August die US-Staaten Texas und Louisiana heimsuchte.

Prognose des Hurrikans "Irma "im Vergleich zu "Harvey"
Prognose des Hurrikans "Irma "im Vergleich zu "Harvey" © Grafik Kleine Zeitung/Günter Pichler

Das NHC warnte, der Sturm könne katastrophale Schäden anrichten. Schon jetzt sei er als "historisch" einzustufen: Seit Beginn der Aufzeichnungen habe noch kein Sturm auf dem offenen Atlantik eine solche Stärke erreicht.

Inzwischen nahm "Irma" Kurs in Richtung Jungferninseln und Puerto Rico auf. Die weitere Route des Hurrikan ist noch unklar, aber laut verschiedenen Vorhersagen bedroht er auch Haiti und Florida. Als nächstes drohte der Sturm auf den Inselstaat St. Kitts und Nevis zuzusteuern. Regierungschef Timothy Harris rief die Einwohner dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Notstand: Florida, Puerto Rico, Virgin Islands

Örtliche Wetterdienste sagten vorher, dass die ersten Winde und Regenfälle Süd-Florida am späten Freitag erreichen könnten. US-Präsident Donald Trump rief für Florida sowie für die US-Außengebiete Puerto Rico und Virgin Islands den Notstand aus, dadurch werden Bundesmittel freigegeben. Der Gouverneur von Puerto Rico, Ricardo Rossello, setzte die Nationalgarde ein und ließ Notunterkünfte für bis zu 62.000 Menschen öffnen.

In Puerto Rico befüllt ein Mann sein Auto mit Vorräten.
In Puerto Rico befüllt ein Mann sein Auto mit Vorräten. © (c) AP (Carlos Giusti)

Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, hat die Bewohner des US-Bundesstaates eindringlich vor den Folgen des Hurrikans "Irma" gewarnt. Der Sturm könne der schlimmste werden, dem Florida je ausgesetzt gewesen sei, sagte Scott am Mittwoch dem Sender ABC.

"Ich möchte, dass jeder versteht, um was es hier geht", sagte Scott. Alle Einwohner sollten sich für drei Tage mit Wasser und Nahrungsmitteln eindecken. "Nehmt was ihr braucht, aber nehmt nicht mehr", sagte Scott mit Hinweis auf mögliche Versorgungsengpässe.

"Irma", laut Messungen der kräftigste Hurrikan, der sich je über dem Atlantischen Ozean zusammengebraut hat, traf am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) auf die ersten Karibikinseln. Von den französischen Inseln Saint-Martin und Saint Barthelemy wurden Schäden an Häusern und Stromausfälle berichtet. Der Sturm, der Windgeschwindigkeiten bis 295 Kilometer pro Stunde zur Folge hatte, könnte am Wochenende Florida erreichen.

Der Gouverneur hatte bereits vor Tagen den Notstand für seinen Bundesstaat ausgerufen. Die besonders anfällige und teils nur über ein Brückensystem zu erreichende Inselkette der Florida Keys ganz im Süden des Staates wurde vorsorglich bereits evakuiert.