SONNE
Bewertung: ****

Es ist einer der goschersten, eigenwilligsten und freudvollen heimischen Filme des Jahres. Kurdwin Ayub erzählt in „Sonne“ von der 17-jährigen kurdischen Wienerin Yesmin (Melina Benli). Diese nimmt, twerkend, mit zwei Freundinnen (Law Wallner, Maya Wopienka) ein Video zu „Losing My Religion“ auf. Die Aufnahme geht viral und macht die drei zu Stars in der kurdischen Community. Während sich Yesmin von den Rollenbildern ihrer Kultur zu emanzipieren versucht, erfreuen sich Bell und Nati daran. Leichtfüßig verhandelt Ayub große Fragen von Identität, kultureller Aneignung, Internet-Ruhm und gewährt in experimentierfreudigem TikTok-Look einen humorvollen und ehrlichen Einblick in ein migrantisches Milieu. (js) Ein Interview mit der Regisseurin finden Sie hier.

MATCH ME IF YOU CAN
Bewertung: ***

Lisa (Nina Hartmann) will mehr Abwechslung in ihr Liebesleben bringen. Das perfekte Match lässt online nicht lange auf sich warten – nur ist ihr Dating-Partner nicht der, der er vorgibt zu sein. Auch Nina hat nicht ihre wahre Identität angegeben. Als sie und Beau Martin (Oliver Lendl) sich zum vereinbarten Date treffen, erkennen die beiden einander nicht wieder. Über Umwege kommen sie dennoch ins Gespräch – und realisieren erst später, dass sie eigentlich miteinander verabredet wären. Hartmann verfilmt ihr Theaterstück als kammerspielartige Verwechslungskomödie, die das Chaos im Zeitalter von Tinder und Co. treffend persifliert. Frecher Tiroler Schmäh lässt so manchen misslungenen Gag verzeihen. (pog)

ORPHAN: FIRST KILL
Bewertung: ***

Sie ist gebürtige Russin, neun Jahre alt und hat beide Eltern verloren: das behauptete Esther (Isabelle Fuhrmann) im Schocker „Orphan“. In Wahrheit handelte es sich um eine erwachsene Frau mit seltenem Gendefekt. Ihr verzerrtes Erscheinungsbild macht sich die Psychopathin zu Nutze, um andere hinters Licht zu führen. Im Prequel treibt sie erneut ihr Unwesen – und gibt sich als verschollene Tochter eines Ehepaars aus. William Brent Bell beweist, dass Horrorreihen sinnvoll weitergesponnen werden können. Geisterbahn-Fahrt mit atmosphärischen Schockeffekten.(pog)

DER WALDMACHER
Bewertung: ***

Die Erleuchtung kam ihm während einer Reifenpanne, irgendwo mitten im kahlen Niger. Tony Rinaudo entdeckte einen Busch mit intaktem unterirdischen Wurzelnetzwerk – und eine Idee ward geboren: Was würde passieren, wenn man den Busch kräftig zuschneidet? Könnte man die Wurzeln aktivieren, dass wieder ein Baum wächst?
Daraus hat der Agrarwissenschaftler und alternative Nobelpreisträger von 2018 eine eigene Methode zur Wiederaufforstung entwickelt. Er konnte mit seinem Team u.a. mehr als 200 Millionen Bäume in der Sahelzone heranziehen. Wurzelschlagen im Wüstensand. (js) Eine ausfürliche Kritik lesen Sie hier.