Die Erleuchtung kam ihm während einer Reifenpanne, irgendwo mitten im kahlen Niger. Tony Rinaudo entdeckte einen Busch mit intaktem unterirdischen Wurzelnetzwerk – und eine Idee ward geboren: Was würde passieren, wenn man den Busch kräftig zuschneidet? Könnte man die Wurzeln aktivieren, dass wieder ein Baum wächst?
Daraus hat der Agrarwissenschaftler und alternative Nobelpreisträger von 2018 eine eigene Methode zur Wiederaufforstung entwickelt. Er konnte mit seinem Team u.a. mehr als 200 Millionen Bäume in der Sahelzone heranziehen. Wurzelschlagen im Wüstensand.
Ist es eine Utopie? Eine weltweite Lösung wider Hunger? Armut? Den Tod? In dieser Tonalität und mit weichen, satten Farben funktioniert „Der Waldmacher“. Oscarpreisträger Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“, „Homo Faber“, „Rückkehr nach Montauk“) hat seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm gedreht. Der 83-Jährige, der jahrzehntelang Literaturklassiker für die Leinwand und sein Publikum übersetzte, widmet sich nun aktivistisch und mitunter religiös aufgeladen, wichtigen Themen wie der Bekämpfung des Raubbaus an der Natur. Denn: Keine Bäume bedeuten auch: kein Schatten, kein Wasser, keine Landwirtschaft.


Schlöndorff begleitete den „Waldmacher“ oder „Baumflüsterer“ auf dessen Expeditionen durch Mali, Ghana und in die Republik Niger, wo Rinaudo vor fast 40 Jahren mit dieser uralten Methode startete.

Immer, wenn die Bilder angesichts der Euphorie der Menschen über den Helden und die Anwesenheit der beiden ins Überschwängliche, Klischeehafte abzudriften droht sind Sequenzen von afrikanischen Filmschaffenden zu sehen – u.a. Frauen beim täglichen Kampf wider den Hunger. Sie holen ein ehrwürdiges Alterswerk auf den Boden zurück.