Die Welt, vor 30 Jahren, überschaubar, irgendwie. Eine Handvoll führender Automarken gab es, die Japaner waren salonfähig geworden, die Koreaner galten als Exoten.

Volkswagen hatte 1990 begonnen, Škoda zu übernehmen, trotz vieler Zweifel. Max Egger muss heute noch schmunzeln: „Ich wusste nicht, dass es beim Image Minuswerte gibt – da waren wir nämlich. Škodas hohe Bekanntheit, kombiniert mit dem schlechten Image: Diese Ausgangsposition haben wir genutzt, und uns in der Werbung über uns selbst lustig gemacht.“

Egger wurde vor 30 Jahren quasi ins kalte Wasser geworfen, als Porsche Austria, damals noch ein Familienunternehmen, den Importeursvertrag für Österreich übernahm. „Mach was draus“, hieß es. „Ich konnte aufbauen wie ein Unternehmer“, erinnert sich Egger, der zuvor schon als selbstständiger Autohändler tätig gewesen war, nach der HTL (Maschinenbau) auch den Mechanikerberuf erlernt und alle Konzessionen in der Werbebranche erworben hatte.

„Wir haben begonnen wie ein Start-up, mit acht Mitarbeitern. Wenn man mich eng geführt hätte, dann wäre das nicht gegangen. Dienst nach Vorschrift bringt dich da nicht weiter. Ich hatte aber auch das Vertrauen.“

Das war freilich auch der ersten Bilanz geschuldet: Schon nach dem ersten Budgetjahr war man in den schwarzen Zahlen.

30 Jahre später steht ein Marktanteil von rund zehn Prozent (2022 waren es mit 18.725 Fahrzeugen 8,7 Prozent), und der Octavia wurde wieder das beliebteste Auto – noch vor dem Golf. Der elektrische Enyaq (Wartezeiten bis 12 Monate) ist genauso prächtig angelaufen. Insgesamt hat man über 500.000 Autos in 30 Jahren verkauft, diese Performance ist ganz eng mit Eggers Arbeit verbunden.

„Anfangs hat es schon Tage und Nächte gegeben, in denen wir durchgearbeitet haben“, erinnert sich Egger. Der Transformationsprozess geschah im Dauerlauf, bis heute. Dass einige ob des Erfolgs ausstiegen, verschweigt er nicht, trotzdem habe man sich eine Familienkultur unter den Händlern bewahrt, die in der Branche nicht selbstverständlich sei.

In eigenen Dialogrunden komme alles zur Sprache. Egger: „So füllt man, bildlich gesprochen ein Fass des Vertrauens. Wenn du dann etwas brauchst, dann schöpfst du aus dem. Du musst dich aber auch selbst immer neu erfinden – und die anderen arbeiten lassen. Was nicht immer einfach war“, lacht er. „Die Reibung, die es gibt, brauchst du, um weiter zu kommen.“

Es sind viele Meilensteine. Keiner glaubte ihm, dass man den ersten Octavia um 173.500 Schilling verkaufen könne. Mit 3000 Octavias hatte man gerechnet, 11.000 wurden verkauft. Solche Storys gibt es zuhauf, deckblattgleich.

Nicht so gern spricht Egger darüber, dass man den Golf vom Thron der beliebtesten Autos der Österreicher gestoßen habe. Bescheiden sagt er: „Wir hatten immer Glück mit dem Design, wir haben nie ein Auto verhaut und den Weg zur Qualitätsmarke geschafft.“

Dass jetzt die Škoda-Verbrenner ausgedünnt werden, weil der Schwerpunkt auf der E-Mobilität liegt, sei logisch: „Um bei einem Fabia die Euro-7-Abgasverordnung umzusetzen, muss man viel Geld investieren – bis dahin sind wir mit den Elektroautos so weit, dass sie günstiger als die Verbrenner sein könnten. Das wird zwischen 2025 und 2027 passieren.“

Egger ist auch schon umgestiegen, das Enyaq Coupé ist sein Dienstauto, für den Hausgebrauch fährt der Plug-in-Hybrid Octavia iV (0,4 l/100 km im Egger-Verbrauch, weil er die E-Reichweite voll ausnützt).

Seine schönsten Erinnerungen zum nahenden Abschied? Der Aufbau der Škoda-Familie (sein interner Codename lautet "Škoda-Papa“), wie die Marke stetig wuchs, oder der Weltrekord für das Guinness-Buch der Rekorde, bei dem der Škoda-Pfeil vom Logo aus einem fahrenden Škoda bei Tempo 215 gefangen wurde. „Das alles wäre nirgendwo anders möglich gewesen.“