Der Automarkt steht schwer auf der Bremse. Auch in Österreich erreichten die Pkw-Neuzulassungen den tiefsten Wert seit vier Jahrzehnten. Gegen den Trend fahren da bloß die Hersteller von Reisemobilen und Caravans, die hierzulande fast um ein Fünftel zunahmen.

Seit Corona zählt der Campertourismus zu den wenigen Wachstumsmärkten. Für das Vagabundenleben und die grenzenlose Freiheit auf vier Rädern begeistern sich immer mehr Erholungssuchende. Wobei Sicherheit und Unabhängigkeit in Zeiten wie diesen ein wesentliches Asset ist, speziell dann, wenn die rollende Garçonnière über ein hohes Maß an Komfort und einen integrierten Sanitärbereich verfügt.

Fakt ist: Noch nie war das Angebot der Hersteller und Veredler größer. Die Palette an Reisemobilen, Caravans, Alkoven, ausgebauten Kastenwagen, Wohnvans, Campingbussen und Mini-Campern bis hin zu schlichten Dachzelt-Gefährten ist nahezu unüberschaubar. Die größte Nachfrage herrscht aktuell bei den klassischen Reisemobilen in der Größenklasse um die sieben Meter. Preislich erfolgt der Einstieg in dieser Kategorie etwa bei 70.000 Euro, für ein Topmodell aus Häusern wie Hymer, Knaus, Weinsberg, Dethleffs oder Bürstner legt man schnell 100.000 Euro auf den Tisch.

Häuser auf Rädern - nicht nur preislich

Für die Abgrenzung nach oben sorgen die extravaganten Liner-Wohnmobile, die zumeist auf Lkw-Plattformen stehen und über jeglichen Luxus verfügen. Dafür werden Preise zwischen 200.000 und 600.000 Euro aufgerufen. Das teuerste Wohnmobil der Welt wurde übrigens zuletzt in Dubai verkauft, um schlappe 2,5 Millionen Euro. Bei einer Länge von zwölf Metern und einer Nutzfläche von 50 Quadratmetern findet auch der Scheich sein Auskommen. Die Herstellerfirma „Marchi Mobile“ ist übrigens in Österreich ansässig.

Wer nicht über das nötige Kleingeld verfügt und nicht unbedingt ein Wohnmobil sein Eigen nennen will, für den ist überhaupt Mieten eine feine Alternative. Die Wohnmobil-Spezialisten melden eine erhöhte Nachfrage, kurzfristig steht in den Sommermonaten kaum etwas auf dem Hof. Pro Tag sind zumindest 125 Euro zu kalkulieren. Dem Trend folgt auch Volkswagen in Österreich mit der neuen Plattform „PIA Camper“. An fünf Standorten – darunter Graz und Wolfsberg - kann zum Beispiel ein T6 California mit Hochdach um 130 Euro pro Tag gebucht werden. Stark im Kommen ist auch Camper-Sharing von Privatleuten, die ihre Gefährte an Reiselustige vermieten.

Jünger und elektrisch

Was auffällt: Die Camper-Fangemeinde wird immer jünger. Vor allem Millennials zwischen 20 und 30 Jahren und Jungfamilien haben den Spaß am rollenden Zuhause für sich entdeckt, wobei sich diese Zielgruppe eher an preisgünstigen Kastenwagen und Bussen orientiert. Für junge Pärchen und Abenteurer kommen immer stärker Dachzelte in Mode.

Zuletzt: Wohin steuert die Branche? Zunehmend bekommen die Hersteller nun auch die Lieferkettenproblematik zu spüren, es geht um fehlende Fahrzeugchassis, Materialien und ganze Bauteile. Die Verfügbarkeit lässt nach, dazu schnellen die Preise weiter in die Höhe, der Handel spricht von bis zu zehn Prozent. Und wie rüsten sich die Hersteller für die Zukunft? Leichtbau und Elektrifizierung sind die großen Themen, wobei man sich in der Szene die reine E-Mobilität freilich noch schwer vorstellen kann. Aber: Die ersten E-Camper mit bis zu 400 Kilometern Reichweite gibt es schon. Und auch Volkswagen hat schon angekündigt, dass man aus dem ID. Buzz ein Elektro-Wohnmobil baut.