Nachdem im vergangenen Jahr fünf mehrspurige Elektrolastenräder auf dem Prüfstand gestanden waren, hat der ÖAMTC heuer sechs einspurige Modelle zum Test gebeten. "Wir haben uns sechs sogenannte 'Long Johns' angesehen. Auch bei dieser Variante befindet sich die 'Last' vor der Lenkgabel, allerdings gibt es hier nur ein Vorderrad – das Gerät ist daher in der Regel schmaler, dafür aber deutlich länger", erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.

Getestet wurde in den Kriterien Fahren, Handhabung und Komfort, Antriebssystem und Motor sowie Sicherheit und Verarbeitung. Außerdem wurde der Schadstoffgehalt jener Bauteile und Bezüge geprüft, mit denen die Fahrenden Kontakt haben, also vor allem Lenkergriffe, Sattel, Sitzauflagen und Gurte.

Der Testsieger

"Speziell die Fahreigenschaften und die elektrischen Antriebssysteme lassen wenig zu wünschen übrig, wobei es durchaus Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen gibt", sagte Kerbl. Die Hersteller hätten auch "bei den Bremssystemen ihre Hausaufgaben gemacht". Das sei aufgrund der relativ hohen Geschwindigkeiten, die mit den schweren Lastenrädern erreicht werden können, wichtig.

Testsieger und eines von zwei mit "gut" bewerteten Produkten ist der e-muli "st" von Muli, der durch das beste Fahrverhalten aller Modelle, die gute und komfortable Ausstattung und einen praktischen, weil faltbaren, Korb überzeugt. "Die guten Fahreigenschaften haben auch damit zu tun, dass dieses Modell relativ kurz ist und sich damit am ehesten wie ein normales Fahrrad bedienen lässt", sagt Kerbl. "Dadurch ist auch der Wendekreis vergleichsweise klein. Ein Vorteil, wenn man einen Abstellplatz hat, zu dem der Weg etwas verwinkelter ist."

Größter Kritikpunkt: Zum Abstellen mit dem Hauptständer muss das Rad hinten angehoben werden, was etwas umständlich sein kann. Überraschend ist hingegen, dass der relativ kleine Korb ohne Einschränkungen zum Transport von Kindern geeignet ist.

Schadstoffbelastungen festgestellt

Mit "gut" wurde auch das Urban Arrow Family beurteilt, das deutlich größer und schwerer, dadurch aber etwas komplizierter zu beherrschen ist – dafür aber mehr Raum für Zuladung bietet. "Auch hier haben wir Probleme mit dem Hauptständer festgestellt. Der ist zwar per se gut gestaltet, lässt sich aber viel zu leicht einklappen, was durchaus – im wahrsten Sinne des Wortes – Umfallgefahr beim Beladen birgt", sagt der ÖAMTC-Techniker.

Ein Punkt, den der e-muli "st" der Konkurrenz voraus hat: Alle anderen Testräder waren an verschiedenen Stellen mit Schadstoffen belastet. Am schlimmsten trifft es das Lastenrad von Bullitt (eBullitt 6100). "Hier wurde in Teilen der Kindersitz-Gurte eine Belastung mit den Weichmachern DEHP und DBP festgestellt. Ersterer ist als fortpflanzungsgefährdend eingestuft und in Spielzeugen seit Jahren verboten", stellt Kerbl klar. "Die Schadstoffbelastung der Gurt-Enden, die von Kindern leicht in den Mund genommen werden können, schlägt voll auf die Gesamtwertung durch und führt zum 'nicht genügend' für dieses Modell. Schade, denn ohne dieses Problem hätte es für ein 'gut' und Platz 2 im Test gereicht – und das trotz eines leichten Mankos bei den Bremsen."

Kindertransport am E-Lastenrad

Ein Augenmerk des ÖAMTC-Tests lag diesmal speziell auf der Möglichkeit, Kinder im E-Lastenrad mitzunehmen. "Möglich ist das mit allen Modellen – dabei ist aber zu beachten, dass es eine Helmtragepflicht für Kinder gibt", sagt Kerbl. Wichtig ist außerdem, dass Kinder schon stabil und allein aufrecht sitzen können müssen, wenn man sie am E-Lastenrad mitnimmt und dass man sie mit einem Gurt sichern kann.

Hier kommen einige Testkandidaten an ihre Grenzen, beispielsweise ist beim Cargo Plus E-Bike von Prophete das aufrechte Sitzen platzbedingt nur für ein Kind und bis zu einer gewissen Größe möglich. Andere Probleme in diesem Zusammenhang: Beim Babboe City-E ist das Gurtsystem etwas zu schmal und instabil ausgelegt, beim Triobike Cargo gibt es Verbesserungsbedarf bei der Einstellung der Schultergurtlänge.