Es gibt heute kaum mehr Reservate, in denen Autofans ein Hochamt zelebrieren können: Die Mille Miglia, der Pebble Beach Concours d'Elegance und die PS-Partys des autoverliebten Earl of March, der Gleichgesinnte auf sein Anwesen an der Südküste Englands einlädt. Bei seinem Festival of Speed macht alles mobil, was sich jemals im Namen des Motorsports bewegt hat, und Hunderttausende Fans huldigen ihnen.

Seit 1993 veranstaltet der Earl of March and Kinrara zum Festival of Speed auf seinem großzügigen Anwesen in Goodwood bei Chichester (West Sussex). Wenn der Lord ruft, folgen auch Legenden wie Sir Stirling Moss, Sir Jackie Stewart oder Formel-1-Jungspunde wie Lewis Hamilton zur Schmalspur-Rennstrecke. Kurz: Jeder, der Autos im Herzen und Benzin im Blut hat.

Bergsteiger: Auch die richtig alten Eisen stellen sich dem Hillclimb
Bergsteiger: Auch die richtig alten Eisen stellen sich dem Hillclimb © (c) Jochen VC/FOS

Drei Tage lang bolzen sie beim Hillclimb, einem 1,86 Kilometer langen Bergrennen, durch den Vorgarten. Den Hügel erklimmen Boliden von gestern bis heute, vom 1902er Mercedes Simplex bis zu seinem Ururenkel, den aktuellen Formel-1-Boliden aus dem Stuttgarter Rennstall.

Plötzlich ziehen durch den gräflichen Garten mitten im schönsten Kaiserwetter dicke Nebelschwaden: Nein, das britische Wetter macht seinem Ruf nicht alle Ehre, vielmehr sind es die Reifen, die bei den Burnouts in Rauch aufgehen. Ein Schelm, wer da nicht auf der Felge ins Ziel humpelt.

Sandkastenspiele: Auf der Rallye Stage wird mit Begeisterung im Dreck gewühlt
Sandkastenspiele: Auf der Rallye Stage wird mit Begeisterung im Dreck gewühlt © (c) Jochen Van Cauwenberge/FOS

Denn auch wenn Rennatmosphäre in der Luft liegt, geht es niemandem wirklich im die gestoppte Zeit, sondern um die Show. Nur Strohballen trennen auf der Strecke Menschen von Maschinen, Kurven werden quer genommen, der Asphalt mit Reifenspuren verziert. Im Fahrerlager ist man den Renngeräten nahe wie nie, was sonst in Watte gepackt in Museen steht, parkt hier wie Nachbars Golf.

Nebelschwaden: Lewis Hamilton lässt die Reifen rauchen
Nebelschwaden: Lewis Hamilton lässt die Reifen rauchen © (c) Dominic James/FOS

Und dann ist da diese Stimmung: Reifenkreischen, Motorenbrüllen, das Vibrieren in der Magengrube. Menschentrauben drängeln sich um knisternde Boliden, picknicken very british mit Fish and Chips und einem Fläschchen Pimms auf dem Rasen. Drei Tage ohne Spielverderber, die die Nase rümpfen, wenn Reifen qualmen und es aus den Auspuffen dröhnt.

Überall selige Gesichter - das kann nur Goodwood. Die spinnen, die Briten. Und das ist gut so.