Neues juristisches Ungemach für die Deutsche Bank in den USA: Eine jüdische Organisation hat eine Milliardenklage gegen das Finanzinstitut eingereicht, in der es um das Erbe der Unternehmerfamilie Wertheim geht.

Wie aus der am Mittwoch von einem Gericht im Bundesstaat Florida veröffentlichten Klageschrift hervorgeht, fordert der Wertheim Jewish Education Trust rund 3 Mrd. Dollar (2,8 Mrd. Euro) aus dem Erbe der Familie. Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe zurück.

Die Deutsche Bank hatte sich gerade erst in einem anderen Rechtsstreit mit dem US-Justizministerium auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt. Dabei ging es um den früheren Handel der Bank mit faulen Hypothekenpapieren. Im Rahmen des Vergleichs verpflichtete sich das Institut zu einer Strafzahlung und Entschädigungen von insgesamt 7,2 Mrd. Dollar.

"Keine Kooperation mit Erben"

In der neuen Klage, über die zuerst das "Manager-Magazin" berichtete, wird der Deutschen Bank vorgeworfen, die Wertheim-Erben an der Erlangung von im Besitz der Bank befindlichem Wertheim-Geldern gehindert und Dokumente zu diesem Vermögen unter Verschluss gehalten zu haben. Die Deutsche Bank und ihre Töchterunternehmen hätten es abgelehnt, "mit den Erben des Wertheim-Familienvermögens bei der Zurückerlangung und Zurückzahlung der Gelder zu kooperieren, die sie den rechtmäßigen Erben vorenthalten", heißt es in der Klageschrift.

Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte, die Vorwürfe entbehrten "jeglicher Grundlage". Er versicherte, das Unternehmen nehme die Angelegenheit sehr ernst und habe sich "intensiv" damit beschäftigt. Doch seien bereits frühere Verfahren, die dazu gegen das Institut geführt worden seien, zu Gunsten der Deutschen Bank ausgegangen.

Streit mit langer Vorgeschichte

Die Vorgeschichte des Streits ist überaus komplex. Der Frankfurter Zweig der Wertheim-Unternehmensdynastie, um dessen Erbe es in der Klage geht, gelangte im 19. Jahrhundert durch den Verkauf von Nähmaschinen zu großem Vermögen. Bekannter ist der Berliner Zweig, der Kaufhäuser gründete, darunter das Berliner KaDeWe.

Ein Teil der Frankfurter Familie emigrierte vor der Machtergreifung der Nazis nach Spanien; das Vermögen wurde bei der Schweizerischen Kreditanstalt, der Vorläuferin der Credit Suisse, deponiert. Der letzte Erbe der Frankfurter Wertheim-Familie übertrug dann das Vermögen vor seinem Tod 1990 an das befreundete Ehepaar Rudolf Sutor und Giselheide Eichhammer-Sutor, das sich vergeblich um die Erlangung der in der Schweiz deponierten Gelder bemühte.

Die Deutsche Bank soll laut Klageschrift damals dem Ehepaar verschleiert haben, das die Wertheim-Vermögenswerte an sie transferiert wurden. Die Sutors übertrugen dann später ihre Ansprüche an den deutschen Unternehmer Tim Fuhr, der wiederum den Wertheim Jewish Education Trust mit der weiteren Verfolgung des Falles beauftragte.