Er war zeitlebens - selbst im hohen Alter - der „junge Krainer“, der Sohn des "alten Krainer", des Langzeit-Landeshauptmannes Josef Krainer senior, dem Holzknecht aus St. Lorenzen bei Scheifling, der bis zu seinem Tod 1971 die Steiermark 23 Jahre lang regiert hatte. Heute ist "Josef Krainer II." in Graz gestorben.

Schon lange war die Gesundheit des 86-Jährigen angeschlagen. Erst vor wenigen Wochen hatte ihm sein Freund Arnold Schwarzenegger bei seiner Graz-Visite anlässlich der Verabschiedung des ebenfalls heuer verstorbenen Ex-ÖVP-Bundesrates Alfred Gerstl einen Besuch abgestattet, bei dem wohl beide geahnt hatten, dass es das letzte Treffen sein könnte.

Kurz vor Weihnachten hatte sich der gesundheitliche Zustand von Josef Krainer rapide verschlechtert, die letzten Tage verbrachte er auf der Intensivstation. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer bestätigte den Tod des steirischen ÖVP-Urgesteins in einer Aussendung, in der er dessen Lebenswerk würdigte: "Die Steiermark trauert um eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die das Land hervorgebracht hat, denn der Name Josef Krainer ist untrennbar mit der Steiermark und ihrer positiven Entwicklung der letzten Jahrzehnte verbunden." Auch Bischof Wilhelm Krautwaschl oder politische Mitbewerber der ÖVP wie die Grünen ziehen in emotionalen Würdigungen den Hut vor dem Lebenswerk Krainers.

Weg über Katholische Aktion und Bauernbund

Anders als sein Vater, der mit urwüchsiger Kraft den Weg vom Holzknecht zum Landesvater geschafft hatte, konnte der „junge Krainer“ auf seinem Karriereweg auf eine hochkarätige Ausbildung zurückgreifen. Er studierte in Graz Rechtswissenschaften und erwarb sich damit den akademischen Doktortitel, studierte auch ein Jahr in Italien, durchschritt dann – schon im Elternhaus hochpolitisch sozialisiert - einen für die Volkspartei klassischen Weg. Von 1956 bis 1962 war er Generalsekretär der Katholischen Aktion, er trat dann dem Bauernbund bei, dessen Direktor er 1969 wurde.

Volksnah und weltgewandt

Nach zwei Jahren als Abgeordneter im Nationalrat wurde Krainer geschäftsführender Landesparteiobmann in der Steiermark. Nachdem sein Vater 1971 im Amt starb, folgte diesem Friedrich Niederl Landeshauptmann und Krainer wechselte als Landesrat in die Steiermark. Der volksnahe Niederl und der weltgewandte Krainer spannten die Volkspartei zur vollen „steirischen Breite“ auf.

Gemeinsam mit Kulturlandesrat Hanns Koren schafften sie im Land einen Nährboden, auf dem Kunst und Kultur erblühen, steirischer Loden und die Avantgarde des steirischen herbst nebeneinander gedeihen konnten. In den 1970ern und den 1980ern scharten sich um ihn - fasziniert und ohne Berührungsangst zur Politik - die intellektuelle und kulturelle Elite der Steiermark.

Arnie war auch ein Freund von Alt-Landeshauptmann Josef Krainer, den er hier mit den Landeshauptleuten Franz Voves und Hermann Schützenhöfer in Graz getroffen hat.
Arnie war auch ein Freund von Alt-Landeshauptmann Josef Krainer, den er hier mit den Landeshauptleuten Franz Voves und Hermann Schützenhöfer in Graz getroffen hat. © APA

Aufstieg zum Landeshauptmann im Jahr 1980

1980 trat er das Amt des Landeshauptmannes an, das er bis 1996 ausübte. 1980 und 1986 konnte Krainer die absolute Mehrheit im Land für die ÖVP halten, 1991 ging die „Absolute“ verloren, 1996 kam die SPÖ unter Peter Schachner-Blazizek der Volkspartei schon gefährlich nahe. Krainers ÖVP verlor acht Prozentpunkte, konnte nur noch knapp den ersten Platz im Land halten. Der langjährige Landeschef verkündete noch am Wahlabend seinen Rücktritt und übergab an Waltraud Klasnic, die erste Landeshauptfrau in der österreichischen Geschichte.

Wir gegen Wien

Krainer positionierte die steirische Volkspartei selbstbewusst und durchaus kantig gegen die Bundespartei, gegen die Bundesregierungen, er öffnete aber seine Partei und das Bundesland für eine Welt mit breitem Horizont und dem steten Blick über den Tellerrand hinaus. In Österreich, so benannte er damals die Aufgabe, „haben wir anzukämpfen gegen kleinkarierte Enge, Selbstgenügsamkeit, Nabelschau, Selbstzerfleischung, Kleinmut, Opportunismus und Xenophobie“.

Die Innovation im Auge

In seine Amtszeit fällt freilich der Niedergang der „Verstaatlichten“, dem er auf Länderebene wirtschaftspolitisch zunächst nur schwer etwas entgegensetzen kann. Tausende Arbeitsplätze wurden in der Steiermark vernichtet. Hermann Schützenhöfer betont freilich heute, die weitsichtige Rolle, die Krainer trotz der Widrigkeiten der 1980er-Jahre spielte: "Die moderne Verkehrsinfrastruktur mit dem Ausbau des Autobahn- und Schnellstraßennetzes sowie der absolute Vorrang für Wissenschaft, Forschung und Innovation führten dazu, dass die Steiermark heute Forschungsland Nummer 1 in Österreich ist." Auch als Reformer würdigt Schützenhöfer ihn: "Krainer war auch ein großer Reformer -  Landesrechnungshof, Spitalsholding, Entschwefelung von Kraftwerken, sein Wirken war in vielem für Österreich pionierhaft."

Im Kampf gegen die Draken unterlegen

Den emotionalsten, aber letztlich erfolglosen Aufstand gegen Wien probte Krainer, als die Bundesregierung die 24 Abfangjäger allesamt in der Steiermark stationieren wollte. Doch trotz Anti-Draken-Volksbegehrens und Misstrauensantrag gegen den Verteidigungsminister aus der eigenen Partei, Robert Lichal, landeten die Abfangjäger 1988 schließlich allesamt in der Steiermark.