Als Österreichs erfolgreichster Skisprungtrainer der Geschichte verfolgt auch Alexander Pointner die 66. Vierschanzentournee. Und der Tiroler, der heute seinen 47. Geburtstag feiert, findet bis auf das Auftreten von Stefan Kraft kritische Worte gegenüber dem ÖSV-Team. „Stefan muss man definitiv gratulieren. Er fightet und versucht, die anderen mitzureißen. Dabei ist er in einer sehr schwierigen Situation, hat es doch den Anschein, als würde er die alleinige Verantwortung im Team übernehmen müssen. Und es ist eine zusätzliche Belastung, diese zu tragen. Das kostet Energie. So gesehen ist sein vierter Platz gut, er hält die Fahnen hoch.“

Pointner: "Kuttin stellt sich nicht vor meine Mannschaft"

Gar nicht schmeckt es Pointner hingegen, dass sich sein Nachfolger Heinz Kuttin nicht ausreichend vor seine Mannschaft stellen würde. „Es ist schon befremdend, wenn der Cheftrainer nicht selbst am Trainerturm steht, sondern sich von einem Co-Trainer vertreten lässt. Dabei kann es wie etwa in der Qualifikation von Oberstdorf, wo es mehrmals Verlängerungen und Verkürzungen im Anlauf gab, zu entscheidenden Situationen kommen. Da hätte etwas passieren können – und da braucht man da oben den Chef, der Verantwortung übernimmt.“

Zwar wäre Pointner in seiner Zeit als Cheftrainer des Öfteren dafür kritisiert worden, dass er sich zu sehr ins Rampenlicht gestellt hätte, doch wäre das mit Kalkül passiert. „Ich habe das bewusst gemacht, damit die Kritiker eine Adresse hatten, wo sie draufhauen können. Damit habe ich den Rest abgeschirmt. Heute ist das nicht so. Weil es keine Ansprechperson gibt, gehen Fragen, warum es im Team nicht läuft, an die Adresse von Kraft. Er muss Rede und Antwort stehen, obwohl das gar nicht seine Aufgabe ist. Das ist eine unnötige Belastung“, sagt Pointner, der die Situation mit dem ersten, wichtigen Spiel bei einer Fußball-EM vergleicht, wo der Trainer nicht auf der Bank sitzt.

Pointner erwartet bei Tournee keine Trendwende der ÖSV-Adler

Zur Gesamtsituation des Teams meint Pointner, „dass es die Athleten prinzipiell schon draufhaben, währen der Tournee aber keine große Trendwende zu erwarten ist.“ Kraft, der als einziger ÖSV-Adler in Topform ist, könne daher auch nicht auf die Unterstützung seiner Kollegen bauen. Trotzdem traut Pointner dem Salzburger noch den Gesamtsieg zu. „Ein Sportler, der schon so viel gewonnen hat wie er, hat sich eine hohe Qualität erarbeitet und weiß genau, wie er mit dieser Situation umgehen muss. Das ist das große Plus, das er, aber auch Kamil Stoch hat.“