TV scheint zu einem konservativen Medium geworden zu sein. Insbesondere, wenn man die neueste Entwicklungen in der Sportberichterstattung verfolgt hat. Und diese hat in der Branche stets die Vorreiterrolle eingenommen. So hat sich der Internet-Streaming-Dienst DAZN eine Reihe von Live-Übertragungsrechten gesichert. Im Fußball ist der Bezahl-Dienst mit der Champions League nun das, was gerne als „Big Player“ bezeichnet wird.

Dieser Prozess scheint Schule zu machen. Auch in Österreich droht Eishockey nach Jahren enormer TV-Präsenz hier wieder etwas in den Hintergrund gedrängt zu werden. Neben dem kostenpflichtigen TV-Sender Sky hält Gratis-Anbieter Servus TV die Rechte an der Erste Bank Eishockey Liga. 2010 sind die Salzburger aus dem Hause Red Bull eingestiegen.

Das Sparprogramm hat nach hohen Investitionen und bahnbrechenden Übertragungen offensichtlich auch die „Servus Hockey Night“ erfasst. Fast zur Gänze sollen nun die zugesprochenen Live-Spiele mittels Livestream abgedeckt werden. Servus TV-Sportchef Philip Wolfarth verrät: „Es werden sehr viele Spiele digital zu sehen sein und nicht im TV. Derzeit arbeiten wir an einem entsprechenden Portal.“ Im Klartext bedeutet das: Auftakt und Play-off sind im TV, der Rest im Internet zu sehen. Eine Neuigkeit, die den Klubs und vor allem der Liga bekannt sein dürfte - Sponsoren aber nicht. „Wir haben das gar nicht gewusst“, meint KAC-Großsponsor und Hirter-Geschäftsführer Nikolaus Riegler. Allerdings beruhigt er sofort: „Uns sind vor allem die Fans in der Halle wichtig. Wir stehen für Loyalität sowie Tradition und das wiederum passt zum Traditionsverein KAC.“

Entspannt sieht die veränderte Lage auch VSV-Unterstützter Kelag und deren Marketingchef Werner Pietsch: „Der Trend zum Streaming nimmt stark zu.“ Ob der VSV mit finanziellen Einschnitten rechnen muss? „Kein Verein kann für ausbleibende Medienpräsenz bestraft werden“, bekräftigt Pietsch. Allerdings fügt er hinzu: „Wir lassen unseren Werbewert überwachen. Fällt dieser Wert stark ab, schlägt sich das irgendwann finanziell nieder.“ Überrascht wirken Klubs jedoch, dass eine Vereinbarung mit einem Medienpartner so stark abgeändert werden kann. EBEL-Geschäftsführer Christian Feichtinger entkräftet: „Der Vertrag beinhaltet eine plattformneutrale Ausstrahlung.“ Er sehe damit eine Chance, mit Eishockey via „Home of Hockey“ in die digitale Welt durch Red Bull als Partner einzutauchen.

Apropos Vertrag: Unter den im Mai freigestellten 69 Servus TV-Mitarbeitern soll sich auch der beliebte Eishockey-Kommentator Basti Schwele befinden. Aus dem TV-Sender ist zu hören, das hier allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen sei.