Nach der umstrittenen unbegründeten Vergabe von mehrjährigen Kulturförderverträgen, kommt es zu einem ersten Knalleffekt.

Offener Brief

Margarethe Makovec vom Grazer Kunstverein rotor zieht sich  vom Kulturkuratoriumdes Landes Steiermark zurück. Sie begründet das in einem offenen Brief so: Die Entscheidungsfindung habe sich "in diesem Gremium in den letzten Monaten in eine Richtung entwickelt, die ich nicht mehr willens bin, weiter mitzutragen. Das Kulturkuratorium wird in einer Weise autoritär geführt, die mir bis dato aus anderen Fachgremien unbekannt war und die ich in jedem Zusammenhang für inadäquat erachte, insbesondere aber in einem Gremium zur fachlichen Beurteilung künstlerischer und kultureller Produktionen und Einrichtungen." Zur Erinnerung: Geleitet wird das Kuratorium von Igo Huber.

Mehr Demokratie gefordert

Wie berichtet wurden zahlreichen renommierten Veranstaltern die bisherige Landesförderung extrem gekürzt wie der Akademie Graz, Camera Austria, dramagraz, IG Kultur oder dem Theaterland Steiermark - dem Musikfestival Murau oder dem Grazer Domchor gar um mehr als die Hälfte.

Makovecs kritisierte die unbedachten Entscheidungen für Fördervereinbarungen, die daraus resultierten. "Der Kulturpolitik des Landes Steiermark möchte ich empfehlen, für eine Struktur und Führungskultur zu sorgen, die dem Kulturkuratorium ein demokratisches Grundverständnis zugrunde legt und dieses wieder zu einem respektvollen Umgang mit den Kunst- und Kulturproduzent_innen zurückkehren lässt."

Kritik von Lisa Rücker

Die grüne Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker sieht  Handlungsbedarf. „Das Kulturkuratorium ist als Entscheidungsgremium schon länger umstritten, da der Vorsitzende wenig wertschätzend gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern agiert. Zudem ist nicht transparent, wo die Förderentscheidungen letztendlich wirklich getroffen werden – im politischen Büro oder im Kuratorium“, heißt es in einer Aussendung. Sie empfiehlt Buchmann, sich am Beiratssystem der Stadt zu orientieren: „Die Entscheidungsfindung erfolgt transparent und nachvollziehbar. In kleinen, nach Sparten zusammengestellten ExpertInnenrunden wird eine Empfehlung an die Politik ausgesprochen. Diese entscheidet."

Konsequenz: Sandra Krautwaschl, Kultursprecherin der Grünen, wird in der nächsten Landtagssitzung einen Antrag einbringen, der auf eine Reform der Entscheidungsfindung im Bereich der Kulturförderungen abzielt.

Kritik der IG Kultur

"Nach Auskunft des Kuratoriumsvorsitzenden Igo Huber wird die IG, nach 12 Jahren ausgezeichneter kulturpolitischer Tätigkeit in der Steiermark, in Zukunft keinen mehrjährigen Fördervertrag mehr erhalten. Grund für die finanzielle Absage gegenüber der IG ist unser Kerngeschäft", schreibt die IG Kultur Steiermark in einer Aussendung.

Was das konkret heißt: In Hinkunft dürfe die IG Kultur Steiermark keinen jährlichen Förderantrag mehr an das Land stellen, denn sie würden nur noch für Projekte Subventionen erhalten werden. Als Konsequenz kündigte die Interessensvertretung einen Personalabbau an: eine Kündigung der beiden Halbtageskräfte.

Buchmann: "Auch positive Rückmeldungen"

Im Büro von Kulturlandesrat Christian Buchmann (ÖVP) habe man mit enttäuschten Meldungen gerechnet, doch zwei Drittel hätten auch positive Rückmeldungen gegeben, hieß es am Freitag. Alle Förderungen sowie deren Umfang wurden begründet und in 97 Prozent sei Buchmann den Empfehlungen des Kulturkuratoriums, das die Fördervolumen vorschlug, gefolgt. In den restlichen drei Prozent habe sich der Landesrat für mehr Gelder ausgesprochen, die dann auch vergeben wurden. Kürzungen seien ihm nicht "unplausibel" erschienen.

Insgesamt wurden 162 Kunst- und Kulturinitiativen - acht mehr als zuletzt - mit öffentlicher Unterstützung bedacht. Die Verträge gelten 2016 bis 2018 und umfassen zusammen 6,6 Millionen Euro. Das Budget wurde gegenüber der Periode 2013 bis 2015 um 1,7 Prozent erhöht.

Protest im Wortlaut