1. Demenz, Alzheimer - was ist der Unterschied?

Demenz ist der Überbegriff: Demenz bedeutet, dass die intelektuellen Fähigkeiten nachlassen. Die häufigste Ursache dafür ist Alzheimer, die daher auch Alzheimer-Demenz genannt wird. Andere Ursachen für Demenz können zum Beispiel Durchblutungsstörungen im Gehirn sein oder sogenannte Levy-Körperchen, die sich als Veränderungen im Gehirn zeigen.

2. Was ist die Ursache für die Alzheimer-Erkrankung?

Durch Alzheimer passieren Veränderungen im Gehirn. In und zwischen den Nervenzellen lagert sich Eiweiß ab, in Form von Plaques und Fibrillen. Dadurch sterben Gehirnzellen ab, die Weiterleitung der Signale zwischen den Nervenzellen funktioniert nicht mehr. Die Folge ist, dass im Verlauf der Erkrankung sehr viel Hirngewebe verloren geht.

3. Was sind erste Symptome der Erkrankung?

Das erste Zeichen ist die Vergesslichkeit - und zwar das Vergessen von Dingen, die man selbst erlebt hat. Zu vergessen, wo man den Schlüssel hingelegt hat, ist meist nur ein Zeichen für Unkonzentriertheit, nicht unbedingt für eine Form der Demenz. Auch Veränderungen der Persönlichkeit, die meist zuerst von der Familie bemerkt werden, können ein Anzeichen sein. Außerdem können auch Orientierungsstörungen, in Zeit und Raum, ein Hinweis auf eine Demenzerkrankung sein. Die endgültige Diagnose sollte ein Facharzt, in diesem Fall ein Neurologe, stellen. Dazu gehört ein ausfühlriches Gespräch, kognitive Tests und der Ausschluss anderer Erkrankungen (Tumore, Schlaganfall).

4. Wie hoch ist mein Risiko, wenn meine Eltern betroffen sind?

Laut der deutschen Alzheimer Gesellschaft, haben Kinder oder Geschwister von Alzheimer-Betroffenen im Durchschnitt ein vierfach höheres Risiko, Alzheimer zu bekommen als der  Bevölkerungsdurchschnitt. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit von Kindern von Alzheimer-Patienten, in ihrem Leben an Alzheimer zu erkranken, liegt bei 20 Prozent.

5. Warum gibt es noch keine effektiven Therapien gegen Alzheimer?

Das Gehirn gilt als die komplexeste Struktur im bekannten Universum - eine Erkrankung dieses Organs zu verstehen ist daher alles andere als einfach. Bisher verfügbare Therapien können die Ursachen der Erkrankung nicht beheben, sie können nur den Verlauf etwas hinauszögern. Aktuell konzentriert sich die Forschung darauf, die Erkrankung früher als heute zu erkennen. Denn: Treten die ersten Symptome wie Orientierungsstörungen und Vergesslichkeit auf, ist schon sehr viel Schaden im Gehirn passiert. Schon viele Jahre vor den ersten Symptomen verläuft die Krankheit "stumm", es gibt schon krankhafte Veränderungen im Gehirn, die aber noch keine Symptome verursachen. Nun ist das Ziel der Forschung, schon in dieser Phase in den Krankheitsverlauf einzugreifen und ein Fortschreiten zu verhindern.

 6. Wann wird es Therapien geben?

Führende Alzheimer-Spezialisten gehen heute davon aus, dass es bis 2025 tatsächlich neue Therapien geben wird. Entscheidend wird aber sein, diese Therapien rechtzeitig einzusetzen - also bevor viel Hirngewebe zerstört wurde. Dafür wiederum müssen die Patienten frühzeitig entdeckt werden.

7. Kann ich mich vor Alzheimer schützen?

Es ist möglich, sein Risiko zu senken - indem man die sogenannte kognitive Reserve aufbaut. Dadurch ist das Gehirn in der Lage, krankhafte Veränderungen auszugleichen. Die drei Säulen, auf denen die Alzheimer-Vorsorge aufbaut, sind:

  1. ein gesunder Körper: Regelmäßige Bewegung, ausreichend trinken, genügend Schlaf: Das sind die wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes Gehirn. Außerdem sollten Seh- und Hörschwächen ausgeglichen werden! Bekommt das Gehirn nämlich zu wenige Reize über die Sinnesorgane, bauen die Nervenzellen ab.
  2. seelisches Wohlbefinden: Soziale Kontakte sind für eine gesunde Psyche zentral. Einsamkeit hingegen ist ein Risikofaktor für Demenz. Pflegen Sie Freundschaften, veranstalten Sie gemeinsame Essen, bleiben Sie sozial aktiv.
  3. geistige Aktivität: Auch das Gehirn kann man trainieren. Komplexe Aufgaben, wie das Spielen eines Instruments, Tanzen, Brettspiele oder das Erlernen einer Fremdsprache fordern und fördern das Gehirn.

8. Wie steht es um die Pflege von Betroffenen in Österreich?

In Österreich sind geschätzte 100.000 Menschen an Alzheimer erkrankt, bis zum Jahr 2050 soll diese Zahl auf 230.000 Betroffene steigen. 80 Prozent der Betroffenen werden zuhause gepflegt, von Töchtern, Söhnen oder Partnern. Die Belastung für diese pflegenden Angehörigen sind immens, es werden Pflegeleistungen von bis zu 70 Stunden pro Woche erbracht. Gleichzeitig fehlt aber oft die wichtige Unterstützung: Laut der Volkshilfe Österreich gebe es zum Beispiel viel zu wenige Angebote für Tagesbetreuung, damit sich pflegende Angehörige eine Auszeit nehmen können. Auch bräuchten die Angehörigen ein spezielles Training und viel mehr Information, um mit der Krankheit besser umgehen zu können.

9. Was brauchen Betroffene besonders?

"Betroffene brauchen ein konstantes Umfeld und einen regelmäßigen Alltag", sagt Neurologe Schmidt. Dazu gehören eine klare Tagesstruktur mit den immer gleichen Schlaf- und Essenszeiten in gewohntem Umfeld und mit vertrauten Gegenständen. Auch die Kommunikation verändert sich: Im späteren Stadium schwinden die Worte, dann stehen Berührungen oder Gesten im Mittelpunkt.

10. Wie sollen wir in Zukunft mit Menschen mit Demenz umgehen?

Um sich diesen Fragen systematisch anzunähern, wurde die österreichische Demenzstrategie formuliert, eine führende Position dabei nahm Regina Roller-Wirnsberger, Professorin für Geriatrie an der Med Uni Graz, ein. "Eines der Probleme ist, dass die Bevölkerung zu wenig über diese Krankheit informiert ist", sagt die Expertin für Alterserkrankungen. Das führe dazu, dass Demenz zum Tabuthema wird, mit dem viele Ängste verbunden sind. Fehlendes Wissen, das ist auch in der Pflege ein Problem: "Nicht alle Pfleger und Ärzte wissen, wie sie mit dementen Patienten umgehen müssen", sagt Roller-Wirnsberger. Daher brauche es eine bessere Ausbildung ebenso wie mehr Entlastungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige.

Hier müssen sogenannte teilstationäre Angebote entstehen, in denen Betroffene betreut werden können, wenn ihre Familie zwei Wochen auf Urlaub fährt. Klar sei aber: Ohne die Pflege innerhalb der Familie werde der Bedarf in Zukunft nicht zu decken sein.