Nachdem die EU-Grenzschutzagentur Frontex kürzlich vor einer Rekordzahl von bis zu einer Million Flüchtlingen gewarnt hat, die in Libyen zur Reise nach Europa bereit sei, rüstet sich Italien für die Aufnahme zusätzlicher Migranten. Die italienische Regierung plant eine große Flüchtlingseinrichtung in der apulischen Adria-Hafenstadt Tarent (Taranto), in der Flüchtlinge identifiziert werden sollen.

Experten des Innenministeriums seien an der Arbeit, um das Gelände für die Flüchtlingseinrichtung zu lokalisieren, die unweit des Hafens entstehen soll, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Il Giornale" am Mittwoch. In Tarent sollen die Migranten politisches Asyl einreichen, wenn sie darauf Recht haben. Sie sollen dann auf die verschiedenen Flüchtlingsauffanglager in Italien verteilt werden.

170.000 über das Mittelmeer

9117 Flüchtlinge sind seit Anfang 2015 in Süditalien eingetroffen, das sind doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum 2014. Seit Jahresbeginn haben 68 Flüchtlingsboote Italien erreicht, teilte das Innenministerium mit. 67.000 Ausländer sind in Italiens Flüchtlingseinrichtungen untergebracht. Im vergangenen Jahr waren 170.100 Migranten nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eingetroffen.

Angesichts der zunehmenden Anzahl von Flüchtenden aus Libyen macht Italien auch Druck auf die EU in Hinblick auf die Einrichtung von Flüchtlingslagern in Afrika. Bei dem am heutigen Mittwoch geplanten Treffen der EU-Innenminister in Brüssel will Rom einen Plan für Flüchtlingseinrichtungen in Niger, Tunesien und im Sudan vorlegen, die von internationalen Menschenrechtsorganisationen betrieben werden sollen.