Für einen der verhafteten Hauptverdächtigen, Saur Dadajew, fand er äußerst lobende Worte. Gleichzeitig deutete Kadyrow an, dass Nemzows Kommentare zum "Charlie-Hebdo"-Anschlag das Motiv für die Ermordung des Oppositionspolitikers sein könnten.

"Ich kannte Saur als wahrhaften Patrioten Russlands", erklärt Kadyrow am Sonntagabend im sozialen Netzwerk instragram.com. Dieser sei einer der furchtlosesten und heldenhaftesten Soldaten der 46. Sondereinsatzbrigade des russischen Innenministeriums gewesen, wo er in der Vergangenheit als stellvertretender Bataillonskommandant gedient habe. Kadyrow verweist auf Dadajews Verdienste bei einer konkreten Spezialoperation in Tschetschenien und zählt eine Reihe hochrangiger Orden des nunmehrigen Mordverdächtigen auf. "Ich bin fest davon überzeugt, dass er Russland aufrichtig ergeben ist, und er war stets bereit, für die Heimat sein Leben zu geben", schreibt er.

Motiv unklar

Unverständlich seien ihm (Kadyrow, Anm.), die Gründe und Motive, die Dadajew zu seinem Verlassen der Streitkräfte des russischen Innenministeriums bewogen haben. Dies werde Gegenstand einer Untersuchung sein.

In Bezug auf Medienberichte, dass Dadajew seine Mittäterschaft an der Ermordung Nemzows gestanden habe, deutet Kadyrow einen Zusammenhang mit dem Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo", die u.a. auch Mohammed-Karikaturen veröffentlichte, in Paris an: "Alle, die Saur kennen, erklärten, dass er tiefgläubig ist und wie alle Muslime von den Aktivitäten von 'Charlie Hebdo' und von den Kommentaren für einen Abdruck von Karikaturen erschüttert gewesen ist."

Sollte ein Gericht feststellen, dass Dadajew einen Menschen umgebracht habe, hätte er ein schweres Verbrechen begangen. "Jedoch möchte ich ein weiteres Mal betonen, dass er nichts gegen Russland hätte machen können, für das er viele Jahre lang sein Leben riskierte", schreibt Kadyrow. Auch ein weiterer Verdächtiger im Mordfall Nemzow, der, als man ihn festnehmen wollte, ums Leben gekommen sei, sei ein ähnlich tapferer Krieger wie Dadajew gewesen.

Boris Nemzow hatte am 9. Jänner als Reaktion auf den "Charlie Hebdo"-Terroranschlag von einer "islamischen Inquisition" geschrieben, die er mit dem vergleichsweise jungen Alter dieser Weltregion erklärte. Medienberichten zufolge soll er im Anschluss dafür bedroht worden sein.

Eine zentrale Rolle bei den russischen Diskussionen über die Bewertung des Pariser Terroranschlags hatte Anfang Jänner aber auch Ramsan Kadyrow gespielt. Nachdem der liberale Moskauer Radiosender Echo Moskwy seine Hörer gefragt hatte, ob Karikaturen des Propheten Mohammed zulässig sein sollten, hatte Kadyrow eine staatliche Maßregelung des Echo-Moskwy-Chefredakteurs Aleksej Wenediktow gefordert: "Andernfalls werden sich solche finden, die Wenediktow zu einer Antwort zwingen werden." Der Chefredakteur selbst hatte dies damals als handfeste Drohung aufgefasst und angekündigt, sich an die russischen Strafverfolgungsbehörden wenden zu wollen.

In der Nordkaukasus-Region, in Tschetschenien und weiteren Teilrepubliken, bekämpft die russische Regierung u.a. mithilfe Kadyrows seit Jahren einen islamistischen Aufstand.