Karl-Heinz Schwarz wollte mit dem Umbau seines Elternhauses in Feistritz an der Drau gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits ging es dem Wiener Architekten mit den Kärntner Wurzeln um ein Ferienhaus und eine Art Künstleratelier in der Heimat, abseits vom Trubel der Großstadt. Andererseits hatte er Lust auf ein Experiment. „Ich wollte mit dem Projekt zeigen, dass ein Umbau auch einmal ganz anders aussehen kann, als man es erwartet“, sagt er. Was er damit meint, zeigt sich auf den ersten Blick: Seine Wohnetage über dem Erdgeschoß, in dem die Eltern zu Hause sind, ist ein reines Glashaus. Und zwar ohne Kompromisse.

Das Haus vor dem Umbau
Das Haus vor dem Umbau © SCHWARZ

„Es gibt keine Außenwand im herkömmlichen Sinn, die ganze Fassade besteht aus Glas – nach Norden, nach Osten, nach Süden und nach Westen“, sagt der Planer. Das ergibt in Summe ein Glasband von 45 Metern Länge und 3 Metern Höhe.

Wohnen und arbeiten mit maximaler Transparenz: drei Meter hohe Fixverglasungen, dazwischen Fenster zum Öffnen. Vorhänge machen die Räume bei Bedarf blickdicht
Wohnen und arbeiten mit maximaler Transparenz: drei Meter hohe Fixverglasungen, dazwischen Fenster zum Öffnen. Vorhänge machen die Räume bei Bedarf blickdicht © FRANZ EBNER

Wie wohnt und arbeitet es sich in so einem Glashaus? Das war die Frage, die sich der Planer stellte. Als Hausherr und Bewohner gibt er sich ein Jahr nach Fertigstellung des „Schaukastens“ die Antwort: „So richtig gut.“ Zumal die Raumtemperatur auch an den heißesten Tagen des vergangenen Sommers nie über 26 Grad Celsius kletterte. Automatisch gesteuerte Raffstores sorgen für den nötigen Sonnenschutz. Im Winter strahlt die Dreifachverglasung innen keine Kälte ab.

Grundriss Wohnatelier
Grundriss Wohnatelier © SCHWARZ

Und die Privatsphäre in so einem Haus? „Vor einem Jahr noch habe ich mein Wiener Büro mit den vielen Fenstern für extrem offen und großzügig gehalten. Jetzt fühle ich mich dort richtig eingesperrt“, gibt er zu Protokoll. Innen sorgt Holz für die nötige Erdung. Für die tragenden Wände und die Decke wurde Brettschichtholz aus Fichte gewählt, das großteils sichtbar blieb. Es wurde lediglich mit einer Lauge gereinigt und danach mit Seife eingelassen. Wohnbüro und Hausherren-Schlafzimmer sind eine eigene Geschichte: Hier wurde der Eichenparkettboden sozusagen vom Boden über die Wände gezogen.

Herzstück des Hauses ist ein rund 40 Quadratmeter großes Wohnbüro. Daneben gehen sich noch zwei Gästezimmer („wenn meine Mitarbeiter hier übernachten“) und ein Master-Bedroom samt Badezimmer aus. In Summe ergibt das 105 Quadratmeter Wohnfläche, deutlich mehr als im Untergeschoß, wo die Außenmauern Platz kosten. Ein weiterer Vorteil dieser Bauweise ist die kurze Bauzeit: „Holzwände und Decke waren in zwei Tagen aufgestellt, das Glas war binnen eines Tages montiert“, sagt der Bauherr.

Die Putzfassade des Erdgeschoßes sollte ursprünglich unangetastet bleiben. Am Ende waren sich der Bauherr und seine Eltern aber einig: „Das können wir nicht so lassen.“ Gleichzeitig war eine kostengünstige Lösung gefragt. Schwarz entschied sich für eine Fassade aus rohem Streckmetall, das bündig mit der Glasfassade abschließt. Die rostende Hülle sorgt gewissermaßen für einen Glashaussockel mit lebendiger Struktur und Patina.

Die Begeisterung des Bauherrn für Holz lässt sich wiederum am Zugang zum Wohnatelier ablesen: Die Außenstiege mit markantem Flugdach wurde samt Trittstufen aus unbehandeltem Lärchenholz gefertigt. „Auch das ist ein Experiment“, sagt der Hausherr.