Nachhaltigkeit ist das Wort der Stunde. Auch Bauherren wollen ihren Beitrag leisten. Wo beginnt Nachhaltigkeit beim Hausbau?
Gustav Spener: Sie beginnt beim ersten Gedanken an ein Bauvorhaben. Damit Nachhaltigkeitsziele und -anforderungen erfüllt werden können, müssen diese zu Projektbeginn definiert werden. Außerdem ist eine solide Projektentwicklung notwendig, um entscheiden zu können, ob, was, wie, wo und womit gebaut wird.

Bei nachhaltigen Gebäuden denkt man schnell an das kleine Holzhaus mit Fotovoltaikanlage auf dem Dach. Zu Recht?
Das kleine Holzhaus muss nicht zwingend nachhaltiger sein als andere Wohnbauten. Nachhaltigkeit sowie die Klima- und Energiebilanz eines Gebäudes hängen von vielen Faktoren, wie der Bauweise, der Gebäudeausrichtung oder dem Materialeinsatz ab. Gebäudebegrünungen, wie etwa die von Dächern oder Fassaden, können sich prinzipiell positiv auf das Mikroklima auswirken. Energiegewinnung durch Erdwärme, Grundwasser oder Sonnenenergie können nachhaltige Alternativen darstellen, und der Ausschluss klimaschädlicher Baustoffe ist notwendig. Wenn man aber von Nachhaltigkeit spricht, so muss man auch das kleine Holzhaus hinterfragen.

Wegen des Flächenverbrauchs?
Genau, ökologisch gesehen ist jedes Bauvorhaben ein Eingriff in unsere Umwelt. Wir dürfen uns also nicht allein die Frage stellen, wie gebaut wird. Beim Thema der Nachhaltigkeit geht es insbesondere um Fragen der Raumordnungspolitik. Räumliche Strukturen wirken sich direkt auf Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen aus. Und dann haben wir noch die Zersiedelung der Landschaft auf der einen Seite und die Verödung von Ortskernen auf der anderen, die immer weiter voranschreiten.