Vielerorts wird die Küche gerade wieder zum Klassenraum und das Wohnzimmer zum Büro. Doch ist die eigene Wohnung winzig klein, drückt die Enge während der Ausgangsbeschränkungen besonders aufs Gemüt. Neben hellen Teppich- oder Wandfarben helfen Möbel aus Draht einem Raum, zumindest optisch an Größe zu gewinnen. Schlicht und unauffällig kommen die gitterartigen Sessel, Tische und Lampen daher. Ihre Kernkompetenz: Dank ihrer feinen Metallstreben drängen sich die Gegenstände weder in den Vordergrund noch versperren sie den Blick. Statt zum Hinschauen laden sie zum Durchschauen ein – Licht dringt dadurch bis in den letzten Winkel des Zimmers.

Untergestell in Eiffelturm-Optik

Eiffelturm-Optik: der „Plastic Chair“
Eiffelturm-Optik: der „Plastic Chair“ © (c) Thomas Jansa - stock.adobe.com
„Diamond Chair“: ein Sessel von Bertoia
„Diamond Chair“: ein Sessel von Bertoia © Wikipedia

Eine Idee, die sich seit den 1950er-Jahren bewährt hat: Schon damals verpassten die Designer Charles und Ray Eames ihrer berühmten „Plastic Chair“-Serie ein Untergestell in Eiffelturm-Optik. Ausgehend davon entstand eine ganze Serie an Stühlen, die bis heute als eine der meistverkauftesten Kollektionen gilt. Und auch Harry Bertoia begleitete die Arbeit mit Metall durchs Designerleben. Sein geschweißter Metallkorb-Sessel, der „Diamond Chair“, stammt auch aus den 1950er-Jahren und gilt ebenfalls bis heute als Klassiker.Und weil Draht ein echter Alleskönner ist, findet man ihn auch in der Kunstwelt wieder: Jack Khalaf aus Wien biegt und verdreht Draht zum Beispiel so lange, bis daraus richtige Kunstwerke entstehen. Aus einem einzigen Stück knotet der 25-jährige filigrane Gesichter und Körper bis ins allerletzte Detail. Fertig ist ein Wimmelbild, das die Schönheit abstrakter Kunst hochleben lässt. Dass es für den Künstler ausgerechnet Draht sein muss, ist dem Zufall geschuldet: Im Alter von 17 Jahren floh Khalaf aus Syrien. Seitdem schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch, arbeitet in Supermärkten, Fabriken oder Nachtklubs. Als er als Arbeiter auf einer Baustelle weggeworfenen Draht findet, beginnt er zu biegen und formen. Der Rest ist Geschichte.

Drahtgewirr: ein Werk des Künstlers Jack Khalaf
Drahtgewirr: ein Werk des Künstlers Jack Khalaf © Privat

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